Donnerstag, 3. November 2022

Unser Bundespräsident wird grantig

Wir befinden uns in der Wiener Hofburg, wo Bundespräsident Alexander Van der Bellen soeben die Nachricht bekommen hat, dass sich Thomas Schmid als Kronzeuge angeboten hat und bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, bei einem 15tägigen „Verhör“, auf 456 Seiten, schwerste Anschuldigungen gegen Ex-Kanzler Sebastian Kurz und zahlreiche andere Spitzenpolitiker und Wirtschaftstreibende, erhoben hat. Die WKStA führt übrigens gegen 45 Beschuldigte (natürliche Personen und Verbände) Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue, der falschen Beweisaussage, des Missbrauchs der Amtsgewalt, der Bestechlichkeit, der Bestechung und der Verletzung des Amtsgeheimnisses in unterschiedlichen Beteiligungsformen.

Schalten wir also live in die Wiener Hofburg!

VdB: Ja, sapperlott noch einmal! Sind denn jetzt alle narrisch geworden! Das gibts doch nicht! Das macht mach nicht! Verdammt noch einmal, so sind wir nicht! Jetzt rufe ich aber gleich den Karli an. Nein, so kann und darf das nicht weitergehen. Na dem werde ich jetzt einmal ordentlich meine Meinung geigen! 

VdB wählt die Nummer des jetzigen Kanzlers und schnappt, sichtlich wütend, nach Luft.

Nehammer: Ja, bitte? Ich bins, Dein Kanzler. Na lieber Sascha. Wie kann ich Dir helfen?

VdB: Du Karli. Ich wollte einmal kurz nachfragen, was Du wegen der äußerst unangenehmen Sache unternehmen willst. Du weißt schon der Schmid und seine Zeugenaussage.

Nehammer: Ach so, das meinst Du. Na, da habe ich zufälligerweise gerade mit ein paar honorigen Persönlichkeiten meiner Partei gesprochen. Der Wolfi hat gsagt, dass das völlig egal ist und wir alle das ruhig ignorieren können.

VdB: Du meinst den Sobotka Wolfgang, stimmts? Der ist ja, wegen dem Schmid, bald selbst im Kreuzverhör der Behörden! Ich kann mir nicht vorstellen, dass dem das wirklich egal ist.

Nehammer: Schau, lieber Sascha! In Wahrheit ist mir das völlig wurscht, weil das ja alles lange vor meiner Zeit als Kanzler passiert oder nicht passiert ist. Ich muss jetzt einmal schauen, dass wir alle gut durch die Krise kommen, also meine Spezi und ich. Was brauch ich Dir sagen. Du weißt es ja eh. Die Pandemie und die Energiekrise, das ist schon zach.

VdB: Lieber Karli! Net bös sein, aber Du kannst doch nicht sagen, lange vor Deiner Zeit, wenn Du damals unter anderem auch Innenminister warst.

Nehammer: Jo eh, aber was habe ich da schon groß zu sagen gehabt. Das ist ja nur ein ganz kleines Amterl. So eines schupft der Mahrer während der Frühstückspause.

Aber sonst lieber Sascha und da bin ich jetzt ganz bei Dir, muss es Konsequenzen geben. Es kann nicht sein, dass der Schmid plötzlich zum Kronzeugen wird. Das ist ja geradezu lächerlich. So etwas darf nicht in einem Staat wie Österreich nicht passieren – außer man will als Bananenrepublik gelten…

VdB: Also wird es von Deiner Seite, oder Deiner Partei keine Konsequenzen geben?

Nehammer: Naja, man könnte natürlich schon schauen, ob wir irgendjemanden verklagen können, wegen anpatzen oder so, aber das muss wohl überlegt sein, ansonsten würde ich es aber bevorzugen auf Kontinuität zu setzen.

VdB: Also weiterhin Korruption und Freunderlwirtschaft?

Nehammer: Geh Sascha, jetzt beruhig Dich doch bitte wieder! Das steht jetzt einmal alles nur so im Raum. Ich bin mir sicher, am Ende kommt gar nix raus und die Aufregung war umsonst. Denn lieber Sascha und das kann ich hier und jetzt mit aller Deutlichkeit sagen – so sind wir nicht!

VdB: Na dann, lieber Karli, entschuldige bitte die Störung. Es ist schön zu hören, dass ich wenigstens einen verlässlichen Partei in der aktuellen Bundesregierung habe!

Nehammer: Aber gerne doch, lieber Sascha. Was wirst Du heut noch machen?

VdB: Na jetzt geh ich halt einmal mit meinem Hund, vor der Hofburg Gassi und danach leg ich mich wieder a bisserl hin.

Nehammer: Bis bald, lieber Sascha! Ja, bitte erhole Dich und bitte net aufregen. Es ist alles in Ordnung, denn Du weiß jo eh – so sind wir nicht!


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Obige Satire habe ich am 21. Oktober 2022 verfasst und am 25. Oktober, in der 281. Ausgabe meiner Zeitung "Der ÜBERFLIEGER", veröffentlicht. 

Die aktuelle Ausgabe, kannst Du ganz einfach per E-Mail:  derueberflieger@gmx.at 

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