Was ist eigentlich ein Kipppunkt?
Darunter versteht man, wenn ein Element des Klimasystems, in einen neuen irreversiblen Zustand wechselt. Es beginnt sich ein neues Gleichgewicht einzupendeln, welches wiederum durch eine positive Rückkopplung stabil gehalten wird. Dazu zählen z.B. der Waldverlust im Amazonas, das Abschmelzen der Westantarktis und die Tundra-Brände der Arktis. Wenn ein derartiges Kippelement in ein neues „Regime“ wechselt, so hat dies zumeist große Auswirkungen auf die Umwelt und das restliche Klimasystem. Im schlimmsten Fall kippt dann das gesamte Klima unserer Erde in ein neues, wärmeres Gleichgewicht. Eine neue Heißzeit würde geboren werden.
Peng Zhang von der Chonnam Nationaluniversität in Korea und seine Kolleg*innen haben diesbezügliche Hinweise bei der Auswertung von Baumringdaten aus der Mongolei und angrenzenden Regionen Asiens gefunden. Es ist ihnen bekannt, wie sich das Klima dieser Region in den letzten 206 Jahren verändert hat. Indem sie jene Baumarten auswählen, deren Wachstum sensibel auf Wetterschwankungen reagieren, kann man verschiedene Klimaparameter über hunderte Jahre zurück rekonstruieren. Man kann auch Dürren und Veränderungen an der Bodenfeuchte, sowie Hitzewellen rekonstruieren.
Das Ergebnis
In der Mongolei gab es bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, bezüglich der Bodenfeuchte und der Häufigkeit von Hitzewellen kaum Änderungen. Der drastische Wandel erfolgte in den 1970er Jahren, als die Hitzewellen enorm zugenommen haben. Peng Zhang drückt sich dazu folgendermaßen aus: „Ihre Frequenz überschreitet die natürliche Variabilität der letzten 260 Jahre seither bei weitem“.
Einen deutlichen Wandel in der Bodenfeuchte, gab es zum Ende des 20. Jahrhunderts. Diese erreicht einen Rekord-Tiefstand, welcher um mehr als zwei Standard-Weichungen, von jenen des langjährigen Durchschnitts abweicht. Bezüglich der Trockenheit in der Mongolei ist festzuhalten, dass diese auch an den Seen zu beobachten ist. Chinesische Forscher haben bereits im Jahr 2014 festgestellt, dass die Gesamtfläche der Seen in der Mongolei, um 26 % zurückgegangen ist. Jee-Hoon Jeong, ein Kollege von Peng Zhang meint dazu: „Jetzt sehen wir, dass nicht nur die größeren Gewässer verschwinden, sondern auch das Wasser im Boden“.
Interessant ist, dass es bis in die 1950er Jahre so war, dass warme Perioden langfristig an Wetterlagen mit leicht erhöhten Niederschlägen verbunden war. Die Hitze-Extreme wurden dadurch unterdrückt. In diesem Zusammenhang erklärt Peter Zhang, die derzeit stattfindende Veränderung: „Jetzt zeigen unsere Rekonstruktionen seit Ende des 20. Jahrhunderts eine substanzielle Verschiebung hin zu einem trocken-heißen Regime“.
Dieser Wandel, so sind sich die Forscher*innen sicher, spricht für einen grundlegenden Zustandswechsel dieser Region, in Bezug auf die Kopplung von Atmosphäre und Landoberfläche. Die Bodenfeuchte stoppt bzw. dämpft nicht mehr die Hitze-Extreme, sondern verstärkt diese. Man nennt dies eine positive Rückkopplung.
Bei Peng Zhang klingt das so: „Die verringerte Bodenfeuchte trägt zur Aufheizung der Landoberfläche bei, das wiederum fördert Hitzewellen, die ihrerseits dann die Bodenfeuchte weiter verringern und so weiter“.
Es könnte also möglich sein, dass das Klima im mittleren Bereich von Asien, bereits seinen Kipppunkt erreicht, sich neu eingependelt und nicht mehr umkehrbar ist. Nicht nur das lokale, sondern auch das globale Klima und Ökosystem, könnte von dieser Entwicklung betroffen sein. Der Grund dafür ist darin zu finden, dass das asiatische Zentrum, sehr eng mit der globalen, atmosphärischen Zirkulation verbunden ist.
Wenn sich über der Mongolei eine Hitzewelle mit einem anhaltendem Hochdruckgebiet entwickelt, dann beeinflusst dies, mithilfe des Jetstreams und einigen anderen Luftströmungen, auch viele andere Gebiete der nördlichen Halbkugel unseres Planeten.
Leider keine Chance zu sagen, dass uns das alles egal ist, weil die Mongolei eh so weit weg ist...
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