Samstag, 20. August 2022

Die Energiekrise erreicht Kuba

Kuba steht vor der schwierigsten Situation im Energiebereich, seit den 1990er Jahren. In einigen Provinzen des Landes, wird der Strom bereits bis zu acht Stunden pro Tag abgeschaltet. Ab sofort betreffen die Stromabschaltungen auch die Landeshauptstadt Havanna. Von 10 bis 14h wird diese Maßnahme zwischen den einzelnen Gemeinden rotiert. Der Sinn es, dass jeder Haushalt nur alle drei Tage davon betroffen ist. Die Regierung will damit eine Einsparung von 100 Megawatt erreichen und somit die Stromabschaltungen in den anderen Provinzen des Landes reduzieren.

Die schwierige Energiesituation hat auch Auswirkungen auf den Karneval in Havanna. Er sollte eigentlich Ende August stattfinden, aber statt dessen wird es als „Ausgleich“ mehrere kleine Festivitäten, an der Uferpromenade Malecón geben. Die Einwohner von Havanna wurden von Gouverneur Reinaldo Zapato zur Solidarität mit dem Rest des Landes aufgerufen.

Wie schlecht es um die Stromversorgung des Landes bestellt ist zeigt das Beispiel Santiago de Cuba. Das ist immerhin die zweitgrößte Stadt des Landes und durch die immer wieder auftretenden Stromausfälle, gab es zuletzt immer häufiger Probleme bei den Bezahlvorgängen. Es sind schließlich auch die Geldautomaten und Geschäfte davon betroffen. Ohne Strom können auch die Geldautomaten nicht neu bestückt werden. Immer wieder kommt es in Teilen des Landes, aufgrund der Stromausfälle, zu spontanen Demonstrationen.

Der kubanische Präsident Miguel Díaz-Canel hat während einer Parlamentssitzung zur Einigkeit und Ruhe aufgerufen: Ich verstehe das logische Unbehagen und die Unzufriedenheit, aber das ist ein Moment, in dem wir angesichts der Härten, die uns durch diese objektive materielle Situation auferlegt werden, geschlossen bleiben müssen. Gewalt und Vandalismus würden nur denjenigen in die Karten spielen, die uns blockieren und die verhindern, dass wir die nötigen Mittel erwerben, um aus dieser Lage herauszukommen“.

Was unterscheidet die Energiekrise von heute, von jener der 1990er Jahre?

Es ist nicht der Mangel an Brennstoffen, sondern der Zustand der Kraftwerke, welcher die Stromerzeugung behindet. Mehr als 90 % der elektrischen Energie werden in Kuba von Schwerölkraftwerken erzeugt. Diese stammen noch auch der Zeit der Sowjetunion und sind somit mehr als 40 Jahre alt. Der Devisenmangel hat dazu geführt, dass die erforderlichen Wartungsarbeiten, immer wieder hinausgezögert wurde. Selbstverständlich führt das zu einer Verringerung der Kapazität und immer häufiger auftretenden Havarien.

Kuba hat zwischen 2005 und 2009 immerhin 944 kleine Dieselgeneratoren gerkauft. Sie waren als Zeichen für die „Energierevolution“ erworben worden. Nachdem es kaum Ersatzteile gibt, sind lediglich 605 dieser Generatoren im Einsatz. Als Ersatz für die Großkraftwerke sind die Dieselgeneratoren auch nicht tauglich, weil die Importpreise für den Dieselkraftstoff enorm hoch sind.

Die Menschen in Kuba, werden von ihrem Präsidenten mit folgenden Worten vertröstet: „Es gibt derzeit noch einige vielversprechende Verhandlungen auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien, aber all das benötigt Zeit. Vor Ende des Sommers ist keine Erleichterung in Sicht. Es ist sehr schwierig, dies von einem Volk zu verlangen, das mit Würde und Stoizismus all diesen Entbehrungen widerstanden hat, aber wir müssen so viel wie möglich sparen“.


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