EU-Kommissionspräsident
Jean-Claude Juncker sprach von einem "historischen Moment"
und "großartigen Nachrichten" für Firmen, Arbeitnehmer
und die Wirtschaft auf beiden Seiten des Atlantiks. Der
brasilianische Präsident Bolsonaro verlautbarte auf Twitter: „Dies
wird eines der wichtigsten Handelsabkommen aller Zeiten sein und
unserer Wirtschaft enorme Vorteile bringen"
Donnerstag, 11. Juli 2019
Wird das EU-Mercosur Freihandelsabkommen tatsächlich von den Parlamenten ratefiziert?
Die
Gewerkschaftskoordination namens Cono Sur hat das eben erst
unter-zeichnete Freihandelsabkommen zwischen der EU und den
Mercosur-Ländern als Todesurteil für die eigene Industrie
bezeichnet. Cono Sur setzt sich aus insgesamt zwanzig Gewerkschaften
folgender Länder zusammen: Argentinien,
Brasilien, Chile, Bolivien, Paraguay und Uruguay. Auf
dem G20-GIPFEL in Osaka, haben die Vertreter der EU und die
Präsidenten von Argentinien und Brasilien, nach mehr als zwanzig
Jahren Ver-handlungsdauer, den Abschluss des Freihandelsabkommens
verkündet, welches Auswirkungen für etwa 780 Millionen Menschen
hat. Die EU wird von den Mercosur-Ländern hauptsächlich Getränke,
Nahrungsmittel und Tabak zugeschickt bekommen. Im Gegensatz dazu
erhalten die Mercosur-Länder vor allem Maschinen,
Transportausrüstungen, Chemikalien und pharmazeutische Produkte.
Cono
Sur befürchtet, dass es durch das mit der EU abgeschlossene
Freihandels-abkommen, in den Mercosur-Länder zu katastrophalen,
Aus-wirkungen kommt. Besonders würden die „strategischen
Produktionszweige", die "hochwertige Beschäftigung",
der Technologie-Sektor, Meeres- und Flusssysteme, der öffentliche
Dienst, staatliche Einkäufe, die medizinischen Labore, die
Automobil-industrie und die regionale Wirtschaft darunter leiden. Das
Abkommen führe zu einer Zementierung der ungleichen Entwicklung.
Mercosur exportiert seine Agrarprodukte und die EU liefert die
Produkte seiner wertschöpfenden Industrie nach Lateinamerika.
Was
vermelden im Gegensatz zu den Gewerkschaften die Unterzeichner des
EU-Mercosur-Abkommens?
Die
meistgelesene Tageszeitung Argentiniens „Clarin“ hat eine enorme
Anzahl von Bestimmungen des ausverhandelten Vertrages veröffentlicht.
Aufgelistet werden u.a. Einzelheiten über den Abbau von Zöllen,
Markenschutz, zum Schutz von geistigem Eigentum, Verfahren im
Onlinehandel, Standards bei der Lebensmittelsicherheit, technische
Vorschriften und Normen, die beiderseitige Verpflichtung auf Vorgaben
der Internationalen Arbeitsorganisation und welche Mechanismen zu
einer Streitbeilegung führen sollen. Beim Thema Umweltschutz wurde
beidseitig unterschrieben, dass man auf die Umsetzung des Pariser
Abkommen achten werde und alles unternommen wird, um die Entwaldung
zu stoppen. Ob Herr Bolsonaro diesen Teil des Abkommens auch gelesen
hat und wenn ja, ob er sich daran halten wird wage ich zu bezweifeln.
Auf alle Fälle scheint es für die Nicht-Einhaltung keine Strafen zu
geben...
Ein
wichtiger Vertragspunkt, vor allem aus Sicht der Südamerikaner war
es, dass die europäische Hightech-Industrie zwar Zugang zu seltenen
Erden bekommt, dies aber mit strengen Auflagen und einer
dementsprechenden Preisgestaltung der Mercosur-Länder verknüpft
ist.
Für
die Unterzeichner des Freihandelsabkommens, handelt es sich um das
größte Abkommen der Welt. Fakt ist, dass es für die Umsetzung noch
der Ratefizierung der Parlamente aller beteiligter Länder. Wie
schwierig das werden könnte zeigt das Beispiel Frankreich, wo es
bereits jetzt großen Unmut über den „Verhandlungserfolg“ gibt. Regierungssprecherin
Sibeth Ndiaye hat in einem Interview erklärt, dass es noch gewisser
Garantien für den Schutz des Regenwaldes und für französische
Rinderzüchter bedarf. Im Klartext: "Frankreich
ist derzeit nicht bereit, das Abkommen zu ratifizieren.“
Die
Rinderzüchter verlangen beispielsweise einen Importstopp aus
Südamerika, wenn sich die Importe negativ auf die Branche
auswirken... Bezüglich
der Umweltschutzbestimmungen welche die EU mit den Mercosur-Ländern
vereinbart hat, verkündete Macron bereits wiederholt: „Falls
Brasilien aus dem Klimaschutz-abkommen austritt, dann wird Frankreich
die Vereinbarung nicht ratefizieren.“
Die
europäische Landwirtschaft wird bereits jetzt durch enorme
Subventionen am Leben gehalten. Sollte es durch das Mercosur-Abkommen
zusätzliche Schwierigkeiten für die europäische Agrarindustrie
geben, so liegt bereits jetzt eine Milliarde Euro für eine rasche
Soforthilfe bereit...
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