Donnerstag, 26. August 2021

Die Taliban haben in Afghanistan geduldig auf den US-Truppenabzug gewartet

Wie konnte man die Lage in Afghanistan so derartig unterschätzen? Wie konnten sämtliche Geheimdienste die reale Gefahr so falsch einschätzen? Hätte man nicht wissen müssen, welche Auswirkungen ein vollständiger US-Truppenabzug bedeutet? Hat man sich tatsächlich nicht vorstellen können, dass die Taliban, so rasch und ohne Widerstand ganz Afghanistan erobern? Was ist eigentlich bei dem Versuch die reguläre afghanische Armee zu unterstützen alles schief gelaufen? Wie kann es sein, dass eine Armee, welche ihrem Gegner zahlenmäßig etwa um das fünffache überlegen ist und über Waffen verfügt, welche jenen der Taliban um ein vielfaches überlegen ist, einfach den Rückzug antritt und wenn überhaupt, kaum nennenswerten Widerstand leistet?

Man sprach davon, dass die Taliban wohl erst gegen Ende des Jahres vor Kabul stehen könnten. In Wahrheit hat es nur wenige Tage gedauert, bis sich ganz Afghanistan unter ihrer Kontrolle befand. Die armen Frauen und Mädchen, welche in den letzten Jahren endlich wieder ein halbwegs normales Leben führen durften. Die Frauen durften arbeiten und an die UNI gehen, während die Mädchen endlich wieder in der Schule unterrichtet wurden. Jetzt geht es für sie alle wieder zurück in die Steinzeit. Die Burka ist für die Betroffenen das geringste Problem.

In Afghanistan hat nun vor unseren Augen ein Drama begonnen, welches für uns durch die Situation am und rund um den Flughafen von Kabul, sichtbar geworden ist. Bis Ende August ist es den USA und allen anderen Ländern, welche guten Willens sind gestattet, ausländische Bürger*innen aus Afghanistan, in ihre Flugzeuge zu holen, damit diese das Land verlassen können. Das klingt besser als es in Wahrheit ist, denn durch die neue Situation in Kabul bedeutet dieses für unzählige Menschen, dass diese auch wenn sie ausländische Bürger*innen sind, es nicht einmal schaffen bis zum Flughafen vorzudringen.

Die afghanischen Ortskräfte, welche für die Regierung, die Armee oder/und zahlreiche Länder tätig waren, um mit ihnen zusammenzuarbeiten, haben kaum eine Chance das Land zu verlassen. Nachdem diese eben keine ausländischen Staatsbürger*innen sind, ist es für sie fast unmöglich durch die zahlreichen Kontrollen der Taliban, bis zum Flughafen zu gelangen. Tausende von ihnen werden das Land wohl nicht verlassen können. Das Versprechen der Taliban, dass diese keine Furcht vor ihnen haben müssten, weil sie ihnen nennen wir es vergessen und vergeben, ist sehr unglaubwürdig. Es grassieren unter den Taliban bereits Listen, wo sich diese Ortskräfte aufhalten.

Die Taliban haben keinen Zweifel daran gelassen, dass sie in Afghanistan, binnen kürzester Zeit die Scharia einführen werden. Sie sprechen sehr offen darüber, dass selbst die Frauen des Landes dieses befürworten würden, weil sie ja schließlich den Islam leben und verehren. Es geschehe alles zu ihrem Besten...

Es wäre schön, wenn es der internationalen Gesellschaft gelingen würde, humanitäre Korridore für alle jene zu schaffen, welche das Land verlassen wollen. Die Menschen in Afghanistan, vor allem die Frauen, Mädchen und alle jene, welche Racheakte durch die Taliban zu befürchten haben, sollten in ihrer Hoffnung auf ein anderes Leben nicht enttäuscht werden.

Die Situation am Flughafen in Kabul ist einfach nur schrecklich. Menschen versuchten sich außen an abfliegende Maschinen anzuklammern und stürzten während des Fluges in den Tod. Sterbliche Überreste eine afghanischen U21-Teamkickers, wurden beispielsweise im Fahrwerk einer Maschine entdeckt.

Ich bin übrigens wütend und geschockt über die unzähligen Hass erfüllten und verarschenden Kommentare über jene Menschen, welche in ihrer Verzweiflung auf das Flugzeug geklettert und während des Fluges abgestürzt und gestorben sind. Diese Kommentare befinden sich hauptsächlich im Online-Forum der Kronen-Zeitung und in unzähligen Facebook-Foren. Was ist im Leben dieser Menschen falsch gelaufen, dass diese mit so viel Schadenfreude über den Tod der Verzweifelten lachen?

Einer Verlängerung der Evakuierungsmission der westlichen Staaten, werden die Taliban ganz sicher nicht zustimmen. Zitat eines Milizen-Sprechers: „Sollte die Evakuierungsmission verlängert werden, käme das einer militärischen Besatzung gleich. Das werde dann eine Reaktion hervorrufen“.

Immer öfter ist bei den Aufnahmen vom Flughafen zu sehen, dass Eltern ihre Kinder – ja und es befinden sich darunter auch Babys - lieber fremden Soldaten übergeben, als diese bei sich in Afghanistan, unter der Herrschaft der Taliban zu belassen. Wie verzweifelt muss man sein? Es reißt einem bei diesen und vielen anderen Bildern und Aufnahmen das Herz heraus. Festzuhalten ist auch, dass der werdende Vater Sebastian Kurz kein Interesse daran hat Frauen, Kinder oder gar Babys aus Afghanistan aufzunehmen... Österreich habe schon genug getan... Danke übrigens an die Ungarn, welche österreichische Staatsbürger*innen aus Afghanistan ausgeflogen haben...

Das Verhalten von Kurz, Nehammer & Co ist schlicht und ergreifend beschämend. Es werden keinerlei Gedanken daran verschwendet, um Menschen aus Afghanistan zu evakuieren. Die einzige Aufmerksamkeit und Sorge gilt hingegen jenen Afghanen, welche aus Österreich abgeschoben werden sollen. Es gilt halt bei Wahlen ein ganz spezielles Wählerklientel zu bedienen.

Wo befinden sich innerhalb der ÖVP noch christlich denkenden Menschen?

Zur ErinnerungAls in der Nacht vom 20. auf den 21. August 1968 der Prager Frühling durch die Panzer aus der Sowjetunion, gewaltsam beendet wurde, ignorierte der damalige österreichische Botschafter in Prag, Rudolf Kirchschläger eine Weisung seines Vorgesetzten, dem österreichischen Außenminister Kurt Waldheim, welcher anordnete, dass den tschechoslowakischen Staatsbürgern kein Visum auszustellen sei, sondern man diese „durch gütliches Zureden zum Verlassen des Gebäudes bewegen möge.“ Botschafter Rudolf Kirchschläger brachte dies nicht übers Herz: „Ich gestehe, dass ich es kaum über mich bringen würde, dieser Weisung nachzukommen, ohne in schwerste Gewissenskonflikte zu geraten.“ Rudolf Kirchschläger stellte gemeinsam mit seinen Kolleg*innen, entgegen der Weisung seines Vorgesetzten, zehntausende Visa aus...

Während die ÖVP, unter bösem Du, Du, Du sagen seines Koalitions-Steigbüglhalters, eine Aufnahme von bedrohten Afghanen ablehnt, sind im Internet bereits Videos aus Afghanistan zu sehen, welche die Hinrichtung von Menschen zeigen, die mit der ehemaligen afghanischen Regierung bzw. der regulären Armee zusammengearbeitet haben...



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