Freitag, 19. August 2022

Das 10. Panamazonische Sozialforum

Beim diesjährigen, zehnten Panamazonischen Sozialforum in Brasilien, genauer gesagt in Belém, Pará, haben sich 40.000 Vertreter*innen der Zivilgesellschaft, aus den neun südamerikanischen Länder des Amazonasbeckens (Brasilien, Bolivien, Ecuador, Französisch-Guyana, Guyana, Kolumbien, Peru, Surinam und Venezuela) vom 28. - 31. Juli getroffen. Sie haben dort u.a. den Klimanotstand ausgerufen. Es wurde bei diesem Treffen explizit darauf hingewiesen, dass der Lebensraum jener Gemeinschaften, welche im Amazonas-Gebiet angesiedelt sind, extrem gefährdet ist.

Belém wurde nicht zufällig als der Ort des Panamazonischen Sozialforums ausgewählt. Belém ist nämlich die einzige brasilianische Landeshauptstadt mit einem linken Bürgermeister.

Die Stimmung beim Treffen kann man als einen Balanceakt zwischen Optimismus und Furcht beschreiben.Auf der Konferenz wurden vor allem die extraktivistische Politik der Regierungen der Amazonas-Anrainerstaaten angeprangert. Unter Extraktivismus versteht man die höchstmögliche Ausbeutung von Rohstoffen und Agrarland für den Export ausgerichtete Entwicklungsstrategie.

Es wäre jedenfalls ein starkes Zeichen, wenn man den Export von Fleisch, fossilen Brennstoffen, Holz, Mineralien, Sojabohnen und Derivaten für die Märkte in Asien, Europa und Nordamerika einschränkt.

Die indigenen Delegierten forderten zudem den vollständigen Besitz ihrer Territorien und für die Sicherstellung verlangten sie nach rechtlichen Garantien. Diese sollten dazu führen, dass der Bergbau gestoppt wird. Als besonders negatives Beispiel für die gewaltsamen Enteignungen von bäuerlichem und indigenen Grundbesitz, in den letzten Monaten, wurde Bolivien genannt. Das auftreten gewalttätiger Gruppierungen nimmt dort stark zu. Sie geben sich als Anhänger*innen der Regierungspartei „Bewegung zum Sozialismus“ (MAS) aus, deren Parteivorsitzender der indigene Ex-Präsident Evo Morales ist…

In Zukunft wollen die Bauern und die Indigenen Wachen stationieren, welche für den Schutz der Territorien sorgen sollen. Der zweite Schritt ist es Kampagnen zu führen, welche die Verfolgungen, Drohungen, Entführungen, Vertreibungen und auch Ermordungen aufzuzeigen, welchen die Bauern und die Indigenen ausgesetzt sind.

Großen Applaus erhielt bei diesem Forum ein Film mit dem Titel: „Sanft auf die Erde treten“. Der Film fasst die Leitthemen des Sozialforums wunderbar zusammen, welche lauten - Widerstand gegen zerstörerische Großprojekte, gegen die Zerstörung indigener Gebiete durch Bergbau und Goldgräberei oder Entwaldung.

Die Politik der Regierung Bolsonaros missachtet das Verständnis „leiser Schritten“ der Entwicklung der Bewohner*innen und zerstört rücksichtslos Amazonien.

Drei Monate vor der Präsidentschaftswahl in Brasilien geht man zwar davon aus, dass Präsidentschaftskandidat Lula da Silva, bereits im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erzielen wird. Die große Sorge und Frage ist aber, ob Präsident Jair Bolsonaro so einfach seine Wahlniederlage bekanntgibt, oder er mit der Hilfe der Streitkräfte und der Militärpolizei, weiter an der Macht bleiben will…





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen