Donnerstag, 11. März 2021

Steht das brasilianische Gesundheitssystem vor dem Kollaps?

Am 9. März 2021 sind in Brasilien 1.972 Menschen an Covid-19 gestorben. Insgesamt sind im südamerikanischen Land bereits mehr als 268.000 Menschen an diesem Virus gestorben. Die Anzahl der Infizierten und jene der Toten steigt in Brasilien von Woche zu Woche. Wenn es mit den Todeszahlen so weitergeht und es ist ähnliches zu befürchten, dann wird Brasilien am Ende des Monats mit insgesamt 500.000 Toten rechnen müssen.

Der brasilianische Bundespflegerat (Cofen) kennt diese Zahlen und hat deshalb einen strikten Lockdown und die Schließung aller Geschäfte und Lokale gefordert. Des Weiteren wird eine dauerhafte Aufklärungskampagne und eine Weiterführung der Finanzhilfen für einkommensschwache Familien gefordert.

Diese Forderung wird bei einem Präsidenten namens Jair Bolsonaro, auf taube Ohren stoßen. Dieser erklärte vor kurzem in einem Interview, dass die Bevölkerung damit aufhören solle zu klagen. Das Gejammere könne ja nicht ewig weitergehen. Außerdem veröffentlichte er ein Interview, in welchem er fordert, dass es weiterhin möglich sein müsse arbeiten zu gehen. Wie solle man sonst seine Familie ernähren? Einen Lockdown hält er für eine nicht ernst zu nehmende Strategie und kommt deshalb bestimmt nicht infrage.

In einem Interview für den Fernsehsender BBC Brasilien, sprach der Wissenschaftskommunikator Atila Iamarino davon, dass Brasilien derzeit eine „Genozid-Strategie“ fährt. Er kritisierte die Untätigkeit der Bolsonaro-Regierung im letzten Jahr und weist darauf hin, dass es noch immer keinen Plan zur Bekämpfung der Corona-Pandemie gibt. Er erklärte, dass es auch einerlei Impfstrategie gäbe und das erst lediglich 1,16 % der Bevölkerung beiden Impfdosen erhalten hätten. Es ist halt schwierig mit solchen Anliegen an einen Präsidenten heranzutreten, welcher ein Corona-Leugner ist, selbst auch schon damit infiziert wurde und die Erkrankung relativ unbeschadet überstanden hat. So ein Präsident verfügt scheinbar auch nicht über den Intellekt, dass er selbst begreift, dass eine Behandlung wie er sie bekommen hat, kaum einen anderen brasilianischen Staatsbürger zuteil wird.

Es gibt aber trotz allem Regionen, welche eigenständig einen Lockdown ausgerufen haben. Die Schulen und Kirchen bleiben in einigen Bundesstaaten aber weiterhin geöffnet. Pläne, wie Menschen geholfen werden sollen, welche derzeit keinen Zugang zu fließendem Wasser oder Strom haben, gibt es nicht. In den letzten Wochen mehr sich allerdings die Meldungen über eine unzureichende Stromversorgung und das ausbleibende Wasser.

Wie immer sind es genau jene Menschen, welche unter der Pandemie besonders stark leiden, welche schon zuvor unter prekären Bedingungen gelebt haben und litten. Studenten der Universidade Federal de Pernambuco in Recife, haben dazu einen Kurzfilm mit dem Namen „A Cartografia é uma Arma Carregada de Futuro“ veröffentlicht. Er handelt von den sozialen Ungleichheiten im Rahmen der Pandemie. In diesem Film wird gezeigt, wie innerhalb einer einzigen Stadt, der unterschiedliche Umgang mit Covid-19-Erkrankungen erfolgt. Die Menschen aus den ärmeren Vierteln werden weniger getestet, seltener behandelt und landen zumeist gar nicht in den offiziellen Statistiken. Wer hingegen in den privilegierten Vierteln wohnt, hat die Möglichkeit gemeinsam zum Krankenhaus zu fahren und sich auf Covid-19 testen zu lassen. Die ärmeren Wohnviertel haben somit keine hohen Fallzahlen... dabei wäre es nur logisch, dass die Anzahl der Infizierten und Toten mindestens genauso hoch, wenn nicht sogar deutlich höher ist...

Das alles interessiert Präsident Jair Bolsonaro nicht. Er will wohl viel lieber als jener brasilianische Präsident in die Geschichte eingehen, welcher den Amazonas schnellstmöglich vernichten ließ, um damit den Zugang zu den enormen Bodenschätzen des Landes zu ermöglichen, welche sich darunter verbergen. Gleichzeitig ist es ihm wohl wichtig, dass man sich zukünftig daran erinnert, dass aufgrund der zahlreichen Brandrodungen im Amazonasgebiet neues Acker- und Weideland gewonnen wurde. Ein Präsident also, welcher die brasilianische Wirtschaft für ca. 10 Jahre ankurbeln wollte, um diese gleichzeitig für die darauf folgenden 100 Jahre oder mehr zu zerstören... die Ausrottung zahlreicher Indigene inklusive...

1 Kommentar:









  1. Peter🦋
    Ein grosses Lob an dich, für diesen sehr umfassenden emotional geschrieben bericht!
    Bolsonaro ist ein egoistisch veranlagter President.
    Der Rücksichslos Menschen Rechte mutwillig verletzt und dazu zählt auch die Indigene Befölkerung und skrupellose Abholzung des Regenwaldes ist, wie du in diesen Bericht erwähnt hast für die nächsten Jahrhunderte in Gefahr.

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