Neue Analysen lassen den Schluss zu, dass die Kipppunkte im Klimasystem, sensibler als bisher angenommen, reagieren. Fünf entscheidende Systeme könnten bereits ihre kritische Kippschwelle überschritten haben. Bei der 1,5-Grad-Grenze, könnten schon die nächsten Kippelemente in einen neuen Zustand wechseln. Die Folge wäre ein für Mensch, Tier und Natur, mehr als nur ungemütlicher Kaskaden-Effekt.
Ein Überschreiten eines Kipppunktes, kann sogenannte Rückkopplungs-Kaskaden auslösen, welche in der Lage sind das Klimasystem aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Die
Klimaforscher haben insgesamt neun globale Kippelemente und sieben
Kippelemente mit regionaler Bedeutung ausfindig gemacht.
Zu
den globalen Kippelementen gehören die Eisschilde von Grönland und
der Antarktis, der Amazonas-Regenwald, die Nordatlantische
Umwälzströmung, das arktische Meereis, der Permafrost und die
tropischen Korallenriffe.
Zu den regionalen Kippelementen
gehören der Monsun, die Berggletscher und die borealen Wälder.
David
Armstrong McKay von der Universität in Stockholm hat mit seinen
Kolleg*innen, mehr als 200 Studien zu paläoklimatischen und
aktuellen meteorologischen und klimatologischen Messdaten ausgewertet
und auf deren Basis Klimasimulationen durchgeführt.
Wie
meint das Team? „Dies
ist die erste umfassende Neubewertung aller potenziellen
Kippelemente, ihren Kipppunkten und den Zeitskalen und Folgen ihres
Umkippens“. Laut
McKay und seinen Kolleg*innen ist aufgrund deren Analyse klar
geworden, dass die Bedrohung bereits näher als erwartet ist. „Die
Erde könnte den sicheren Klimazustand schon beim Überschreiten von
einem Grad Erwärmung verlassen haben.“
Der
aktuelle Weltklimabericht weist darauf hin, dass die globale
Mitteltemperatur derzeit bereits 1,1 Grad über den Prä-industriellen
Werten liegt. Bei den Landflächen gibt es sogar schon eine Erwärmung
um 1,6 Grad.
McKay und seine Kolleg*innen ermittelten,
dass möglicherweise bereits jetzt fünf Kippelemente die kritische
Schwelle überschritten haben. „Wir
sehen Anzeichen der Destabilisierung bei den Eisschilden der
Westantarktis und Grönlands, beim Amazonas-Regenwald, in einigen
Permafrost-Regionen und wahrscheinlich auch der Atlantischen
Umwälzströmung“.
Die tropischen Korallen könnten bereits ebenso ihren Kipppunkt
erreicht haben, denn dieser dürfte dort wohl im Bereich zwischen 1,1
und 1,5 Grad liegen.
Für den Fall, dass das
1,5-Grad-Klimaschutzziels verfehlt wird, kommen bis zu einer
Erwärmung von 2,0 Grad ein wahrer Cluster an weiteren Verschiebungen
hinzu. Dazu
zählen der Verlust nicht polarer Gletscher und fundamentale
Veränderungen bei den borealen Wäldern.
Fakt
ist, dass wenn einmal eine auslösende Schwelle überschritten ist,
der Wandel nicht mehr aufzuhalten und somit unumkehrbar ist.
Wir
dürfen auch nicht vergessen, dass zahlreiche Kippelemente im
Erdsystem, eng miteinander verknüpft sind. Das bedeutet, dass das
Umkippen eines Stellglieds, andere Kippelemente mitreisen kann. Bei
den bisherigen Berechnungen wurde diese Wechselwirkung noch gar nicht
berücksichtigt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Gefahr dadurch noch
mehr steigt, ist hoch und deshalb eine ernstzunehmende Sorge.
Wenn
es so weitergeht wie bisher, steuert die Welt, in rasenden Schritten,
auf eine Erderwärmung von 2,0 bis 3,0 Grad zu. Das ist unter
Garantie ein Kurs, welcher zahlreiche gefährliche Kipppunkte
überschreitet. Die Folgen für Mensch, Tier und Umwelt wären
desaströs. In Wahrheit ist jeder Zehntelpunkt wichtig. Es ist
nämlich nicht egal, ob die globale Erderwärmung um 1,5 oder 1,6
Grad steigt.
Ich befürchte allerdings, dass wir auf dem
„besten
Weg“
sind, zahlreiche Kipppunkte zu passieren und die Folgen dafür zu
tragen. Wir werden uns wohl bereits in Kürze darauf einstellen
müssen, mit den Folgen dieser Klimakatastrophe zu leben.
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