Folgender Artikel stammt aus meiner Zeitung "Der ÜBERFLIEGER" vom 27. September 2022
Das brasilianische Militär hat angekündigt, bei der am 2. Oktober stattfindenden Präsidentschafts- und Parlamentswahl, eine Stichprobenzählung durchzuführen. Die Soldat*innen sollen bei den 385 Wahlurnen, den verschlüsselten QR-Code abfotografieren und dem Kommando der Streitkräfte für Cyberabwehr übermitteln. Die Stimmprozente sollen dann, mit jenen des Obersten Wahlgerichts, verglichen werden. Man verspricht sich einer Zuverlässigkeit von 95 %.
Warum greift das Militär in die Stimmauszählung ein?
Hochrangige Vertreter der Armee haben verkündet, dass es dazu bereits seit Ende August, ein Abkommen mit dem Präsidenten der Behörde, dem Richter Alexandre de Moraes, gibt.
Das Wahlgericht widerspricht jedoch der Darstellung des Militärs.
Zitat:
„Es hat
keine Vereinbarung mit den Streitkräften gegeben, die einen
besonderen Zugriff auf die Daten für eine Stimmenzählung
erlaubt.“
Die
Militärs haben im Gegenzug gleich einmal festgestellt, dass sie an
ihren Plänen festhalten werden, auch wenn das Oberste Wahlgericht
seine Vereinbarung nicht einhalten wolle. Es wird wohl für beide
Seiten schwierig bis unmöglich sein, aus dieser Angelegenheit, ohne
Gesichtsverlust herauszukommen und eine für beide Seiten
zufriedenstellende Lösung zu finden. Fakt ist, dass tatsächlich
eine „Kommission
zur Wahltransparenz“
ins Leben gerufen wurde, um die ständigen Vorwürfe von Jair
Bolsonaro zu entkräften, welcher ständig davon spricht, dass das
derzeitige Wahlsystem anfällig für Betrug sei. Er sei deshalb, im
Falle einer für ihn völlig unerwarteten Wahlniederlage, nicht
bereit, das Wahlergebnis anzuerkennen.
Der ehemalige
US-Präsident Donald Trump hat sich vor seiner letztendlich
verlorenen Wahl gegen Joe Biden, immer wieder ähnlich über das
US-Wahlsystem geäußert und bis zum heutigen Tag, seine
Wahlniederlage nicht eingestanden.
Das brasilianische
Militär hat einen Katalog mit beinahe 100 Fragen zur Anfälligkeit
der elektronischen Wahlurnen vorgelegt und sich somit auf die Seite
von Jair Bolsonaro geschlagen. Sie untermauern damit ihren Anspruch,
sich an der Auszählung der Wählerstimmen zu beteiligen.
Jair
Bolsonaro gießt unterdessen noch mehr Öl ins Feuer und spricht
davon, dass eine legitime Wahl nur möglich sei, wenn die
Streitkräfte des Landes, an der Stimmauszählung beteiligt
werden.
Das öffentliche Misstrauen gegenüber dem Militär
ist groß. Die Bevölkerung befürchtet, dass sich die Streitkräfte
bei einer drohenden Wahlniederlage Bolsonaros auf seine Seite
schlagen und putscht. Es liegt wohl auch daran, dass die Armee zu den
Versuchen von Jair Bolsonaro, es zu vereinnahmen, einfach nur
schweigt.
Die
elektronischen Wahlurnen
Sie
sind in Brasilien seit 1996 im Einsatz. Die Stimmauszählung
funktioniert in diesem großen Land dadurch deutlich schneller und
hilft, Kosten zu sparen.
Das Oberste Wahlgericht hat übrigens verlautbaren lassen, dass bisher 13 landesweite Kommunal- und Präsidentschaftswahlen, ohne den geringsten Hinweis auf einen Wahlbetrug, stattgefunden haben.
Die Vereinten Nationen haben das brasilianische Wahlsystem als besonders sicher eingestuft.
Zu den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen, werden übrigens mehr als 100 internationale Wahlbeobachter*innen eingeladen. Es werden auch Vertreter*innen der EU dabei sein.
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