Montag, 10. Oktober 2022

Die Unruhen im Iran

Folgender Artikel stammt aus meiner Zeitung "Der ÜBERFLEGER" vom 27. September 2022

Die 22-jährige Mahsa Amini ist tot. Die junge Frau wurde, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, in Polizeigewahrsam umgebracht. Ihr Delikt: Sie war nicht ordnungsgemäß verschleiert.

Wie schon in den letzten Wochen immer wieder, gehen tausende Menschen auf die Straßen, um gegen die Obrigkeit zu protestieren. Durch den Tod von Mahsa Amini ist es so, als ob jemand Benzin in ein Lagerfeuer geschüttet hätte. Immer mehr Menschen teilen öffentlich ihren Unmut mit und verlieren die Angst vor der Staatsgewalt. Seit dem Tod von Mahsa Amini, sind im Iran mindestens 17 Menschen, durch Polizeigewalt, ums Leben gekommen. Die Proteste haben nunmehr bereits jene Landesteile des Iran erreicht, welche bisher als „friedlich“ galten. Die Anzahl der Todesopfer wurde übrigens sowohl von nationalen, als auch von internationalen Medien genannt. Unbestätigten Berichten zufolge, soll es zudem 450 Verletzte und mehr als 500 Festnahmen gegeben haben.

Die Proteste nehmen durch den Tod von Mahsa Amini immer mehr zu. Die Frau stammte aus der Provinz Kurdistan und wurde von der Sittenpolizei festgenommen, weil sie ihr Kopftuch „unangemessen“ getragen hat. Kurz Zeit nach ihrer Festnahme ist sie, aus ungeklärter Ursache… auf der Polizeiwache zusammengebrochen und ins Koma gefallen… ein paar Tage später ist sie, laut offizieller Darstellung, im Krankenhaus verstorben. Das Krankenhaus vermeldete dazu in einem Instagram Post, dass die Patientin, bei ihrer Ankunft im Spital, bereits hirntot gewesen ist. Nur kurze Zeit später wurde dieses Posting allerdings wieder gelöscht. Ein Schelm wer denkt, dass das Krankenhaus dazu aufgefordert wurde… Polizeiangaben zufolge ist Mahsa Amini an einem Herzanfall verstorben. Menschenrechtsaktivisten sprechen allerdings davon, dass die junge Frau, durch einen Schlag auf den Kopf, tödlich getroffen wurde. Diese Anschuldigung wird wiederum von der Polizei vehement zurückgewiesen.

Bei den landesweiten Protesten skandieren die Demonstrant*innen immer wieder Slogans wie: „Tod, dem Diktator – Frau, Leben, Freiheit – Nein zum Kopftuch, nein zum Turban, ja zu Freiheit und Gleichheit – Wir kämpfen, wir sterben, wir werden uns den Iran zurückholen!“

In der fünften Protestnacht weiteten sich die Proteste auf zahlreiche Städte im ganzen Land aus, darunter Teheran, Isfahan und Schiras. Die Demonstrierenden skandierten Slogans wie "Tod dem Diktator", "Frau, Leben, Freiheit" und "Nein zum Kopftuch, nein zum Turban, ja zu Freiheit und Gleichheit" und "Wir kämpfen, wir sterben, wir werden uns den Iran zurückholen."

Es ist beeindruckend zu sehen wie mutig gerade die Frauen bei diesen Demos sind. Immer wieder setzt die Polizei Tränengas ein, um die Demonstrationen aufzulösen.

Die Demonstrant*innen zünden ihrerseits Polizeifahrzeuge an, werfen Steine auf die Sicherheitskräfte und schneiden sich selbst die Haare ab. Letzteres kann man sehr häufig in den Internet Videos sehen. Die jungen Leute lassen es sich außerdem auch nicht nehmen, in der erzkonservativen Stadt Ghom, gegen die Bekleidungsvorschriften zu demonstrieren. Ghom gilt als vielleicht sogar wichtigstes Zentrum des schiitischen Glaubens.

Der ehemalige Bürgermeister der iranischen Hauptstadt Teheran, Gholam Hussein Karbastschi fordert von der Regierung einen Kurswechsel in puncto Bekleidungsvorschriften. Zitat: „Ein Gesetz, das die Mehrheit der Gesellschaft nicht befolgt, muss revidiert werden!“

Weitere Kritiker der nunmehrigen Bekleidungsvorschriften sind der ehemalige iranische Präsident Mohammed Chatami und sogar der Enkel des Revolutionsführers und Staatsgründers Ajatollah Ruhollah Chomeini. Letzter besteht sogar auf einer gründlichen Untersuchung der Todesumstände von Mahsa Amini.

Die Hardliner haben Angst

Sie fürchten sich davor, den Frauen irgendwelche Zugeständnisse zu machen.

Die streng konservative Zeitung „Keyhan“ hat den Reformern gar vorgeworfen, dass sie den Tod Aminis für ihre püolitischen Zwecke missbrauchen. Die islamische Revolution im Jahr 1979 hat dazu geführt, dass es im Iran wieder strenge Bekleidungsvorschriften gibt. Ganz besonders in den Großstädten des Landes sind die Frauen allerdings nicht mehr gewillt, sich daran zu halten. Sie tragen ihr Kopftuch deshalb nur auf dem Hinterkopf. Das verärgert logischerweise die erzkonservativen Politiker des Landes.

Seit einigen Monaten versuchen deshalb auch die im Parlament vertretenen Hardliner, die islamischen Gesetze wieder strenger anzuwenden.

Der Tod von Mahsa Amini, hat weltweit Entsetzen ausgelöst und es gab deshalb auchin vielen Städten Protestkundgebungen. Die Reaktion des iranischen Außenministeriums bestand darin, dass man die internationalen Reaktionen, als Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Iran betrachtet...



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