Dienstag, 20. September 2022

Der schwindende Einfluss der Europäischen Union in Lateinamerika

Spanien wird in der zweiten Hälfte des Jahre 2023, die EU-Ratspräsidentschaft übernehmen und hat mit den Vorbereitungen, für den ersten EU-Lateinamerika-Gipfel seit 2015, begonnen. Zu diesem Zweck ist der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez zu einer Reise nach Kolumbien, Ecuador und Honduras aufgebrochen.

Die Einflusskraft der EU auf Lateinamerika hat in den letzten Jahren stark abgenommen. Während es China geschafft hat, auf dem Subkontinent, zum aktuell wichtigsten Wirtschaftspartner zu werden, haben die USA und die EU, vor allem durch ihren ignoranten Umgang, viel an Einfluss verloren.

Warum versucht man gerade jetzt wieder an Einfluss zu gewinnen?

Die EU hat, vermutlich mit Verwunderung, bemerkt, dass die lateinamerikanischen Staaten, ihnen bei den Sanktionen gegen Russland, die Gefolgschaft verweigern. Es gab
daran teilweise sogar heftige Kritik.
Es ist richtig, dass die meisten dieser Staaten, bei der UN-Generalversammlung, Russland als Aggressor ausgemacht und die Invasion in die Ukraine verurteilt haben. Die wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland, sind sie allerdings nicht bereit mitzutragen. Die Länder haben diese offen abgelehnt, weil sie zu einer Erhöhung der Energie- und Nahrungsmittelpreise führen. Aus der Sicht der Lateinamerikaner, können die reichen Europäer die steigenden Preise leichter verkraften, als sie selbst. Für die lateinamerikanischen Länder würden die Erhöhungen mitunter sogar zum Hunger in der Bevölkerung führen.

Im April hat der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador den Westen kritisiert, dass dieser nichts unternommen hätte, um den drohenden Ukraine-Krieg zu verhindern. Seiner Ansicht nach hätte man die dafür erforderlichen Mittel gehabt.

Im Mai sprach der brasilianische Präsidentschaftskandidat Lula da Silva davon, dass die USA und die EU, eine große Schuld am Ukraine-Krieg hätten. Laut Lula da Silva hätte es genügt, der Ukraine mitzuteilen, dass sie weder der NATO, noch der EU beitreten könnten/dürften.

China weitet seine Macht aus

Auf der ökonomischen Ebene ist China der größte Handelspartner Südamerikas und hinter der USA, der zweitgrößte Handelspartner Lateinamerikas. Zu den bedeutendsten Investoren Südamerikas ist China sowieso bereits aufgestiegen. Für die Teilnahme an der neuen Seidenstraße, hat es China geschafft, 21 der 33 Staaten Lateinamerikas und der Karibik zu begeistern.

In einem aktuellen Schreiben des europäischen Auswärtigen Dienstes heißt es, dass „zahlreiche Regierungen Lateinamerikas, immer weniger auf den Atlantik fokussiert sind, sondern offener für alternative Allianzen, als für die Traditionellen, wie jene mit den USA und der EU sind. Die EU muss ihr multilaterales Engagement mit den Ländern Lateinamerikas und der Karibik mit Blick auf zunehmende Konkurrenz von China, Russland und anderen systematisch verstärken. Man benötige einen qualitativen Sprung in der Intensität der Beziehungen zu dem Subkontinent“.

Die EU selbst leidet allerdings an den exorbitant hohen Energiepreisen, einer extrem hohen Inflationsrate, einer drohenden Armutswelle und einem langen Krieg, welcher sich vor der eigenen Haustür abspielt.

Es wäre jedenfalls wichtig, gute und freundschaftliche Beziehungen zu Lateinamerika zu haben. Eine wachsende Wirtschaftsbeziehung sollte nicht sofort im Vordergrund stehen, denn diese würde sich im Rahmen von freundschaftlichen Beziehungen, in weiterer Folge, von selbst ergeben.





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