Erinnern wir uns ein
bisserl zurück:
Nach
einer höchst erfolgreichen Qualifikation, es gab bei insgesamt zehn
Spielen phantastische neun Siege und ein Unentschieden zu bejubeln,
setzte der Durchschnittsösterreicher die Erwartungshaltung an das
Nationalteam ziemlich weit unten an und gab das Erreichen des EM
Halbfinales als Minimalziel aus. Das es dem Team erstmals auf
sportlichem Wege gelungen ist eine EM Qualifikation zu schaffen und
die Jungs möglicherweise doch ein wenig „aufgeregt“ sein könnten
bei diesem Turnier dabei zu sein, wurde von den mehr als acht
Millionen österreichischen Teamchefs erfolgreich verdrängt.
Österreich
wurde in die Gruppe F „hineingelost“. Die Gegner würden Ungarn,
Portugal und Island lauten. Ungarn und Island wurden aus Sicht des
fachkundigen Publikums als Jausengegner abgetan und Portugal halt als
schwerer Brocken hingenommen. Das wir die Ungarn letztmals 1996 in
einem Freundschaftsspiel besiegt haben war ziemlich wurscht, weil wir
ja derzeit in der Weltrangliste auf Platz 10 zu finden sind und die
Nachbarn ja „nur“ auf Platz 20. Logischerweise waren wir also der
große Favorit. Island wiederum hat ja „nur“ die Niederlande auf
dem Weg zur EM nach Frankreich eliminiert, ist also somit nur durch
Zufall dabei...
Erstes Spiel bei der EM
gegen Ungarn
Nachdem
der österreichische Fan schon etwas zappelig wurde, weil die
heimische Mannschaft in den ersten 20 Sekunden noch keine echte
Torchance hatte, wurde er in der 21. Sekunde durch David Alaba aus
dem Halbschlaf gerissen. Großartiger Schuss aus mehr als 20 Meter
Entfernung zum Tor und der Ball prallt von der Innenstange zurück
ins Spielfeld.
Nach
zehn Minuten konnte David Alaba seine nunmehr bereits zweite
Torchance nicht verwenden. Ungarns Torhüter Kiraly verhinderte die
Führung. In der 15. Minute folgte eine der furchtbarsten Szenen des
Spiels. Zlatko Junuzovic verknöchelt und ein Ungar besorgt mit einem
unabsichtlich gezielt ausgeführten Tritt den Rest... Junuzovic
spielt zwar bis zur 60. Minute weiter, muß dann allerdings
verletzungsbedingt endgültig passen. In der 25. Minute zwingt er
allerdings noch den 40-jährigen Torhüter der Ungarn zu einer
Glanztat, um die Führung der Österreicher, zu vereiteln.
In der
30. Minute spielt Marko Arnautovic einen herrlichen Querpass knapp
vor dem Tor. Marc Janko schimpft noch mit ihm, dass ihm der Ball
nicht exakt auf den Fuß hüpft um von dort ins Tor zu kullern.
Währenddessen sprintet Martin Harnik etwa 20 Meter dem Ball
entgegen, um ihn vielleicht doch noch über die Linie zu bugsieren.
Positiv sei dabei zu vermelden, dass Harnik bei dieser Aktion seinem
Gegenspieler mindestens fünf Meter abgenommen hat. Negativ ist aber
zu verlautbaren, dass er im Rutschen zwar noch irgendwie an den
freien Ball kam, sich letztlich aber mit dem rechten Fuß auf das
linke Bein geschossen hat. Der Ball kullerte somit leider nicht ins
Tor...
In der
62. Minute hatte Ungarn die erste echte Torchance und – verwertete
diese... Bereits in der 66. Minute konnte Österreich durch einen
Treffer von Martin Hinteregger über das 1:1 jubeln. Blöd war
allerdings dabei nur, dass der Schiedsrichter Sekundenbruchteile
davor bereits abgepfiffen hat, um Aleksandar Dragovic
auszuschließen... Er wollte nach einem Eckball ebenfalls aufs Tor
schießen, verfehlte allerdings den Ball und traf statt dessen einen
ungarischen Verteidiger. Nach seiner völlig berechtigten gelben
Karte in der ersten Hälfte, hieß es nunmehr mit seiner zweiten
gelben Karte an diesem Abend – ab unter die Dusche. Österreich
musste von nun an mit zehn Mann versuchen den Ausgleich zu erzielen.
Die Ungarn kloppten die Ösis ab so gut und hart sie konnten und
bekamen dafür auch des Öfteren ein bitterböses Du Du... vom
Schiedsrichter zu hören – sonst nix.... In der 87. Minute wurde
das österreichische Team dann klassisch ausgekontert und Ungarn
gewann 2:0.
Fakt
ist, dass Österreich extrem nervös spielte und viele Spieler, im
Vergleich zu den EM Qualifikationsspielen, ein Schatten ihrer selbst
waren.
Im
Internet gab es allerdings statt aufmunternder Worte einen wahren
Shitstorm auf so manchen Nationalspieler. David Alaba wurde innerhalb
weniger Augenblicke von Österreichs Nationalstolz zum Antikicker.
Geht sein Schuss in der 21. Sekunde um drei Zentimeter nach links,
zappelt der Ball im Netz und er ist der Größte auf Lebenszeit. Weil
der Ball dies aber nicht tat, so befindet sich David Alaba halt in
einer grottenschlechten Verfassung und seine Aufstellung ist
selbstverständlich zu hinterfragen.... Martin Harnik ist sowieso ein
Chancentod... Das kaum ein anderer Spieler auf der Welt diesen Ball
überhaupt noch irgendwie erwischt hätte, lassen die
fußballbegeisterten Biertrinker und Schnitzelesser nicht gelten. Ob
die jemals selbst Fußball gespielt haben...
Zweites Spiel der
Österreich bei der EM – Der Gegner heißt Portugal
Der
fachkundige österreichische Fußballfan, weiß selbstverständlich
alles über die portugiesische Nationalmannschaft. Die haben
Cristiano Ronaldo und sonst halt auch noch ein paar die um Welten
besser sind als unsere Kicker. Gegen die hamma eh ka Chance. Wir
sollten uns lieber net blamieren und am besten gar net erst antreten,
sondern gleich heim fahren...
Die
Ausgangsposition vor dem Match ist folgendermaßen. Damit wir noch
eine Chance haben ins Achtelfinale der Europameisterschaft
aufzusteigen, brauchen wir zumindest einen Punkt gegen die
Portugiesen und im abschließenden Gruppenspiel gegen die Isländer
sogar einen Sieg. Die Isländer haben den Portugiesen nämlich
blöderweise ein 1:1 abgeknöpft.
Die
Partie beginnt und bereits nach drei Minuten versucht Martin Harnik
den Ball mit dem Kopf im gegnerischen Gehäuse unterzubekommen. Es
misslingt und daheim vor dem Fernseher werden die Rufe nach Marc
Janko laut. Der wurde zwar nach dem ersten Match heftigst kritisiert,
weil er gar nichts gezeigt hat und besser gar nimma mitspielen soll,
aber jetzt wo er am Bankerl sitzt, weiß halb Österreich, dass der
den Ball ganz sicher rein geköpft hätte...
Nach
der dritten Spielminute entwickelt sich ein offener Schlagabtausch
zwischen Cristiano Ronaldo und dem österreichischen Teamtorhüter
Robert Almer. Der heimische Torhüter zieht dem portugiesischen
Superstar mit seinen Paraden ein ums andere Mal den Nerv und bringt
den Weltstar sogar dazu einen Elfmeter durch einen Stangenschuss zu
„versemmeln“.
Die
österreichische Offensive beschränkt sich auf lediglich zwei
weitere Schüsse auf das gegnerische Tor. Einmal wird ein von David
Alaba, beinahe bei der Cornerfahne getretener direkter Freistoß
gerade noch vor der Torlinie und den heranstürmenden Martin Harnik
weggekratzt und kurz nach der Pause zwingt Stefan Ilsanker, mit einem
gut platzierten Schuss aus fast 25 Metern, den portugiesischen
Torhüter zu einer Heldentat (seine einzige an diesem Abend).
Ansonsten ist zu vermelden, dass die Österreicher wie die Löwen
gekämpft haben um das 0:0 über die Zeit zu retten.
Marko
Arnautovic entwickelt sich im Laufe der Partie zu einer echten
Alternative als Verteidiger. Teamchef Marcel Koller ist davon
begeistert und gelobt Marko in der abschließenden Gruppenpartie
gegen Island wieder in der Nähe des gegnerischen Strafraums spielen
zu lassen. David Alaba wird in der 65. Minute sogar gegen den
österreichischen Shooting Star im Nationalteam, Alessandro Schöpf,
ausgewechselt. In den sozialen Netzwerken entwickelt sich Alaba immer
mehr zum Buhmann... Seine Verdienste um den österreichischen Fußball
in den letzten Jahren, werden binnen weniger Postings, ad acta
gelegt... Zum Glück stärken ihm seine Mannschaftskollegen umgehend
den Rücken.
Das ist
halt der kleine, feine Unterschied. Es sollte heißen den Rücken
stärken und nicht in den Rücken fallen...
Im
Internet wird nach der Partie gegen Portugal, Torhüter Robert Almer
zum unumschränkten Star der österreichischen Fußball
Nationalmannschaft. Gerüchten zufolge hat sein Stammverein, Austria
Wien, das Faxgerät ausgeschaltet, den PC abgedreht und das
Telefonkabel durchgeschnitten, um keinerlei Anfragen über einen
möglichen Transferwechsel des Goalies zu ermöglichen...
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