Donnerstag, 10. Mai 2018

Waren bereits die Neandertaler Seefahrer?

Archäologen haben es noch vor kurzer Zeit für völlig absurd gehalten, dass es auf unserem Planeten, vor mehr als 10.000 Jahren eine gezielte Seefahrt gegeben hat. Eine Kette von Indizien bis hin zu Beweisen bringt sie allerdings dazu anzunehmen, dass die willentlich herbei geführte Seefahrt (es gilt also nicht, wenn jemand durch einen Tsunami mit einem Stück Holz ins Meer gerissen wurde) deutlich älter als vermutet ist.


Die Archäologen revidieren den Ursprung der Seefahrt von vor 10.000 Jahren auf beinahe unglaubliche 130.000 Jahre!

Das bisher älteste, gefundene Boot ist 10.000 Jahre alt und wurde in den Niederlanden entdeckt. Im alten Ägypten wurden vor 4.500 Jahren Segel auf Zeichnungen dargestellt und bis zum heutigen Tag gibt es keine archäologischen oder/und historische Zeugnisse für eine Seefahrt auf hoher See, welche weiter als 4.000 Jahre zurückliegt. Erwiesen ist bisher lediglich, dass es vor 4.000 Jahren in Arabien und Indien eine Seefahrt gab.

Bekannt ist, dass vor 65.000 Jahren, der moderne Mensch in Australien die See befahren hat. Dies dürfte er, laut der Erklärung der Wissenschaftler, lediglich als Tsunamiopfer „vollbracht“ haben.
Bekannt ist auch, dass bereits der Homo erectus in Indonesien, vor mehr als einer Million Jahren, ein Tiefengewässer von einigen Kilometer Breite überquert hat, um die Inseln Flores und Sulawesi zu erreichen. Die Wissenschaftler gehen allerdings auch hier nicht von der Freiwilligkeit, sondern vom Umstand eines Tsunamiopfers aus.

In den letzten Jahren wurden allerdings auf den Mittelmeerinseln immer mehr Fundstücke entdeckt, welche sehr wohl für eine beabsichtigte und gezielte Navigation sprechen. In der Nähe des Ortes Plakias, das ist an der Südküste Griechenlands, wurden in einer extrem hohen Anzahl Steinwerkzeuge gefunden, welche den Schluss zulassen, dass es sich hierbei um keinerlei zufällig angespülten Artefakte handelt. Die Werkzeuge ähneln jenen der Acheuléen.

Die Acheuléen sind eine Frühmenschen-Kultur der Altsteinzeit und somit mindestens eine Million Jahre alt. Die gefundenen Steinwerkzeuge wurden von damals bis vor 130.000 Jahren von den Neandertalern hergestellt und verwendet. Nach dem Fund dieser Werkzeuge vor Plakia waren die Wissenschaftler noch, nennen wir es einmal gelinde gesagt, skeptisch und mehr als nur kritisch. Mittlerweile häufen sich derartige Funde auf den verschiedensten Mittelmeerinseln und die Archäologen freunden sich immer mehr mit dem neuen Szenario an. Es handelt sich dabei nicht um Mittelmeerinseln welche ein paar Kilometer entfernt liegen, sondern beispielsweise um die Inseln Naxos und Stelida. Diese befinden sich in der Ägäis in einer Entfernung von rund 250 Kilometer zu Kreta. Diese Inseln waren auch während der Eiszeit, da war der Meeresspiegel noch deutlich niedriger, lediglich mit Booten zu erreichen.

Ein griechisch/kanadisches Archäologenteam hat vor Ort hunderte Steinwerkzeuge gefunden. Die dabei gefundenen Faustkeile und Steinklingen gleichen jenen des Werkzeugarsenals der Moustérien-Kultur. Diese dauerte von vor 120.000 bis 40.000 Jahren. Moderne Menschen nutzten diese Werkzeuge von vor 200.000 bis 50.000 Jahren.

Immer mehr Archäologen ziehen daraus den Schluss, dass sowohl der Neandertaler als auch wir Menschen viel früher als gedacht mit der gezielten Seefahrt begonnen haben.

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