Samstag, 15. Juni 2019
PROTESTE IN TSCHECHIEN
Tschechiens
Ministerpräsident Andrej Babiš sieht sich täglich immer mehr
Menschen konfrontiert, welche ihn lieber heute als morgen aus dem Amt
jagen wollen. Er wird verdächtigt, sich an EU-Geldern bereichert zu
haben. Vor wenigen Tagen säumten deshalb 120.000 Demonstranten die
Strassen von Prag. Die
Proteste gegen Babiš sind bereits seit Mitte April im Gange doch er
weigert sich auch nur den Funken einer Schuld einzugestehen.
Was
ist geschehen?
Ganz
konkret geht es um die Veruntreuung von EU-Fördergeldern beim Bau
eines luxuriösen Wellness-Resort namens "Storchennest". Er
selbst ist der Meinung, dass sich die Demonstranten einfach nur irren
und hat deshalb die Anschuldigungen, welche gegen ihn erhoben wurden
und werden, kategorisch zurückgewiesen.
„Wenn
diese Leute auf den Plätzen brüllen, dass ich ein Lügner, Betrüger
und Verbrecher sei, dann ist das inakzeptabel“ so
die Aussage des Ministerpräsidenten. Die
Zeitung Hospodářské
noviny
hat in der vergangenen Woche einen 71-seitigen Untersuchungsbericht
der EU veröffentlicht welcher besagt, dass Tschechien Subventionen
des europäischen Sozial-, Kohäsions- und Regionalfonds in einer
Höhe von 17,5 Millionen Euro zu Unrecht erhalten habe. Dieses Geld
könne nun zurückgefordert werden.
Der
Konzern Agrofert dürfte seit dem Jahre 2017 EU-Agrarsubventionen in
der Höhe von 2,4 Millionen Euro zu Unrecht bekommen haben. Die
Fördergelder sind nämlich lediglich für mittelständische
Unternehmen beantragt worden und da gehört der Konzern garantiert
nicht dazu. Agrofert
ist ein Mischkonzern, welcher von Andrej Babis im Februar 2017 an
zwei Treuhandfonds übergeben wurde. Die Prüfer aus Brüssel und die
Kritiker von Babis verweisen allerdings darauf, dass der Einfluss des
Ministerpräsidenten auf den Konzern immer noch sehr groß ist. Ein
Mitglied eines der beiden Treuhandfonds ist übrigens seine Frau und
er selbst spielt eine gewichtige Rolle bei der Verteilung der
EU-Subventionsgelder. Das Privatvermögen von Andrej Babis wird auf
läppische vier Milliarden Euro geschätzt.
Andrej
Babiš hat beschlossen den am 20. und 21. Juni in Brüssel
stattfindenden EU-Gipfel dafür zu nützen, sich bei
EU-Kommissionspräsident Jean Claude Juncker über das inkompetente
und skandalöse Verhalten der Buchprüfer zu beschweren...
Wie
ich Herrn Juncker kenne, wird er dem Ministerpräsidenten allerdings
höchstens ein „Ohrenreiberl“ verpassen.
Im
Interview mit der Deutschen-Presse-Agentur verkündete
der Kommissions-Vize Valdis Dombrovskis: “Die
Prüfer sind professionell und objektiv. Sie arbeiteten entsprechend
inter-nationalen Standards. Das Ziel ist, die finanziellen Interessen
der EU und der Steuerzahler zu schützen, einschließlich der
tschechischen Steuerzahler".
Es
ist davon auszugehen, dass die Bürgerinnen und Bürger Tschechiens
noch mehr Druck auf den Ministerpräsidenten ausüben und noch mehr
Demonstrationen stattfinden werden.
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