Mittwoch, 29. Januar 2020

Unsere Körpertemperatur sinkt seit 1850

In den letzten 170 Jahren ist unsere Körpertemperatur um 0,6 Grad gesunken und der Wert scheint immer weiter zu sinken.

Die Körpertemperatur – unser Indikator dafür ob wir gesund sind

Wenn unsere Körpertemperatur höher oder niedriger als normal ist, dann deutet dies auf eine Infektion, Unterkühlung oder ein anderes Leiden hin. Als offizieller Richtwert gilt eine Temperatur von 37 Grad in der Mundhöhle, welche 1851 durch den deutschen Arzt Carl Reinhold Wunderlich auf der Basis von Millionen von Messungen bei 25.000 Leipziger Patienten zurückzuführen ist.
 
In den heutigen Studien, wird dieser Wert deutlich unterschritten. Eine besonders umfangreiche Studie hat Myroslava Protsiv von der University mit seinen Kollegen durchgeführt. Er hat die Temperaturen von 677.000 Männern und Frauen, verschiedensten Alters ausgewertet. Diese Langzeitmessreihen gehen bis ins Jahr 1862 zurück. Festgestellt wurde, dass jene Männer, welche im frühen 19. Jahrhundert geboren wurden, eine 0,59 Grad höhere Körpertemperatur haben, als die Männer der Gegenwart. Der Normwert liegt bei ihnen heutzutage bei 36,41 Grad. Bei den Frauen ist die Temperatur seit den 1890er Jahren um 0,32 Grad gesunken.

Es gilt als sicher, dass sich die Physiologie des Menschen geändert hat. Nach Ansicht der Wissenschaftler ist ein Faktor, dass die Menschen heutzutage gesünder sind und es in der Gegenwart weniger chronische Entzündungen gibt. Muss der Körper erst einmal gegen Erreger ankämpfen und ist sein Immunsystem auf Hochbetrieb geschalten, dann steigert dies den Stoffwechsel und erhöht die Körpertemperatur selbst dann, wenn kein Fieber messbar ist. Im 19. Jahrhundert waren Entzündungen und Infektionen schwer heilbar und deshalb litten viele Menschen an latenten Infekten. In der heutigen Zeit gibt es nun einmal bessere Lebens- und Hygienestandards, weniger chronische Infektionen, eine deutlich bessere Zahnhygiene und kaum noch Malaria oder Tuberkulose. 

Der zweite Faktor einer kühleren Körpertemperatur sind wohl die Lebensumstände. Die Tatsache, dass die Menschen ihre Normaltemperatur mit minimalen Energieaufwand stabil halten können. Im 19. Jahrhundert waren die Wohnungen und Häuser im Winter schlecht geheizt und im Sommer nicht gekühlt. Die Menschen waren damals, suboptimalen Umgebungstemperaturen ausgesetzt. Wir brauchen eben immer weniger Energie für unseren Stoffwechsel und daher wird wohl auch in Zukunft unsere Körpertemperatur sinken.


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