Donnerstag, 1. April 2021

Kennen wir höchstens 20 % aller auf unserem Planeten lebenden Tierarten?

Wer glaubt, dass unser Planet fast vollständig erkundet und erschlossen ist, der irrt gewaltig. Zehn Jahre, nachdem „die Karte des Lebens“ erstellt wurde, welche die bekannten Lebensformen und deren geografische Verteilung abbildet, haben zwei Yale-Ökologen eine Kartenvariante vorgestellt, auf welcher die Wahrscheinlichkeit für die Entdeckung heute noch unbekannter Landlebewesen abgebildet ist.

Mario Moura und Walter Jetz von der Yale University und der Federal University of Paraiba, haben in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals Nature Ecology & Evolution“ davon berichtet, dass diese Art der „spekulativen Kartographie“ nicht nur die aktuelle Krise der Biodiversität aufzeige, sondern auch wo es noch Möglichkeiten gibt, Tiere zu entdecken, zu dokumentieren und wenn es klappt auch dauerhaft zu schützen, bevor diese aussterben.

Die konservativen Schätzungen gehen davon aus, dass wir lediglich 10 – 20 % aller lebenden Arten kennen. Die neue Karte beruht auf den zusammengetragenen Informationen zu den biologischen, umweltwissen-schaftlichen und soziologischen Faktoren anhand der Daten zu den mehr als 32.000 bereits bekannten Wirbeltieren, welche dann noch auf die potenziell unentdeckt existierenden Arten und Lebensräume übertragen wurden.

Die Forscher untersuchten dazu elf Schlüssel-faktoren, welche es ihnen ermöglichten jene Standorte zu finden, wo es eine besonders große Chance gibt, noch unentdeckte Arten zu finden. Es ist z. B. wahrscheinlicher, dass große Tiere mit großen geografischen Verbreitungsgebieten, in den besiedelten Gebieten bereits entdeckt wurden. Es werden also zukünftig wohl nur noch selten, neue Arten entdeckt. Im Gegensatz dazu ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass kleinere Tiere, welche eine begrenzte Reichweite haben und in unzugänglicheren Gebieten leben, noch nicht entdeckt wurden.

Die Wahrscheinlichkeit zur Entdeckung neuer Tierarten zeigen Moura und Jetz auf ihrer Karte an und dabei wird diese, weltweit betrachtet, sehr unterschiedlich ausfallen. Die höchste Wahrscheinlichkeit zur Auffindung neuer Tierarten, wird es, laut ihrer Analyse, in Brasilien, Indonesien, Madagaskar und Kolumbien geben. Noch nicht identifizierte Arten von Amphibien und Reptilien werden wohl in den neotropischen Regionen und den indo-malaiischen Wäldern zu finden sein.

Moura und Jetz konzentrierten sich bei der Erstellung ihrer Karte, zur Auffindung neuer Tierarten, auf eine ganz besondere Schlüsselvariable. Sie konzentrierten sich auf die Anzahl der Taxonomen, welche nach ihnen suchen.

Es braucht ganz einfach mehr Mittel für Taxonome, um die noch unentdeckten Arten zu finden. Eine gleichmäßigere Verteilung taxonomischer Ressourcen kann die Entdeckung von Arten erleichten und die Anzahl der für immer unbekannten aussterbenden Arten begrenzen.

Für die Zukunft planen die beiden Forscher, gemeinsam mit Kolleg*innen aus der ganzen Welt, eine Karte für unentdecktes Leben für den Bereich der Pflanzen-, Meeres- und Wirbellosen zu erstellen. Laut der Aussage der Forscher, sollen diese Informationen dazu dienen, dass die Regierungen und Wissenschaftsinstitutionen sich mit der Frage auseinandersetzen können, worauf sie ihre Bemühungen auf die Dokumentation und Erhaltung der biologischen Vielfalt konzentrieren können.


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