Seit Mitte 2016 gibt es allerdings auch
in Indonesien eine Welle des islamistischen Populismus, welche auf
das Land hereinstürzte.
Kehren wir zurück in das Jahr 2014.
Der damalige Gouverneur der indonesischen Hauptstadt Jakarta „Jokowi“
Widodo, wurde zum Präsidenten gewählt. Sein Nachfolger als
Gouverneur wurde Basuki „Ahok“ Tjahaja Purnama. Er ist
Protestant, chinesischer Abstammung. Er gehört also einer doppelten
Minderheit an. Von den muslimischen Hardlinern wurde er umgehend
abgelehnt. Eine unbedachte Äußerung Ahoks im September 2016 führte
dazu, dass man ihn der Blasphemie gegenüber dem Islam bezichtigte.
Im November und Dezember 2016 wurden in Jakarta Demonstrationen mit
Hunderttausenden Muslimen organisiert - „zur Verteidigung des
Islam“.
Der Gründer der ultra-konservativen
Islamischen Verteidigungsfront Habib Rizieq hat die Demonstrationen
dazu genutzt, um sich selbst zum geistlichen Oberhaupt des
indonesischen Islam zu küren. Habib Rizieq hat sich immer wieder
damit „hervorgetan“, dass er Schlägertrupps auf Karaoke-Bars
loslässt, um diese zu überfallen und er unterstützt,
„selbstverständlich mit Gewalt“ Proteste gegen neue Kirchen...
Im April 2017 hat Gouverneur Ahok
seinen Antritt zur Wiederwahl als Gouverneur von Jakarta, mit einem
unerwartet schlechten Ergebnis verloren. Im Mai 2017 wurde er „auf
Druck der Demonstranten“, vom Gericht zu einer zweijährigen
Gefängnisstrafe, wegen Blasphemie, verurteilt. Habib Rizieq Shibab
wurde allerdings seinerseits ebenso vor Gericht gezerrt. Grund:
Gotteslästerung gegen den christlichen Glauben und außerdem noch
pornografische Inhalte auf seiner Facebook-Seite. Er zog sich
daraufhin nach Mekka zurück.
Inzwischen haben die islamistischen
Hardliner-Gruppierungen sich „neu gegründet“. Der neue Name
lautet „Alumni 212“. Dieser spielt auf die
Anti-Ahok-Demonstration am 2. Dezember 2016 an. Ahok hat vor am 21.
Februar (212) zurückzukehren, um sofort die Führung zu übernehmen.
Seine radikalen Freunde haben Präsident Jokowi bereits eindringlich
davor gewarnt Ahok verhaften zu lassen.
Die indonesischen Bevölkerung ist sich
der Gefahr für das Land durch eine religiöse Radikalisierung
bewusst. Letzte Weihnachten sprangen viele Muslime über ihren
Schatten und wünschten den Christen fröhliche Weihnachten. Diese
Geste war unter den Muslimen bisher stark umstritten. Es nahmen
erstmals auch führende muslimische Politiker an den
Weihnachtsfeierlichkeiten der christlichen Parlamentsabgeordneten
teil.
Der Erfolg oder Misserfolg des
islamischen Populismus hängt davon ab, ob die Regierung unter
Präsident Joko Widodo das Versprechen halten kann, die
wirtschaftliche Situation der ärmeren Hälfte der Nation zu
verbessern. Wenn dies gelingt und die Mehrheit der Unter- und
Mittelschicht das Gefühl hat, dass das bestehende System ihnen eine
bessere Zukunft ihre Kinder ermöglicht, werden sie sich nicht dem
Extremismus zuwenden... Kennen wir eine ähnliche Situation in
Europa?
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