Dienstag, 31. März 2020

Verzögert Meditation die Alterung des Gehirns?

Richard Davidson und sein Team vom Center für Healthy Minds an der University of Wisconsin-Madison haben im aktuellen Fachjournal „Neurocase“ erläutert, dass mediative Praxis mit einer verlangsamten biologischen Alterung verbunden sein kann. Yongey Mingyur Rinpoche (YMR) ist ein tibetisch-buddhistischer Mönch und 41 Jahre alt. Er ist ein renommierter Meditationspraktiker und -lehrer. Bereits im Alter von neun Jahren begann er zu meditieren. Seine enorm hohe Anzahl an Stunden, welche er in seinem bisherigen Leben mit Meditation verbracht hat (ca. 60.000) könnte der Grund dafür sein, dass sein Gehirn, um acht Jahre jünger aussieht, als sein tatsächliches Alter ist – so die Wissenschaftler in der aktuellen Studie.

Im Alter von zwölf Jahren wurde der Mönch, hochoffiziell, zur siebenten Inkarnation von Yongey Mingyur Rinpoche ernannt. Bereits im Teenager-Alter war er Exerzitien Meister und führte drei Jahre lang, leitende Mönche und Nonnen, durch die buddhistische Meditationspraxis. YMR nimmt bereits seit vielen Jahren an Studien teil, um den Wissenschaftlern zu helfen, mehr über die Verknüpfung von Meditation und Gehirn, zu erfahren. Innerhalb der letzten vierzehn Jahre haben die Wissenschaftler sein Gehirn viermal, mit einer MRT-Untersuchung vermessen. 

Die gleiche Untersuchung führten sie auch an 105 Erwachsenen Kontrollpersonen durch. Ein Vergleich der „grauen Substanz“ wurde dank des künstlichen Intelligenz-Netzwerks „BrianAGE“ möglich. Dank diesem können die Wissenschaftler das biologische Alter und die Alterungsrate der von ihnen untersuchten Gehirne ermitteln und vergleichen. Das Gehirn von YMR war im Vergleich zu den Kontrollpersonen, viel langsamer gealtert. Es ähnelte nicht einem 41-jährigen, sondern einem 33-jährigen. Richard Davidson erklärt dazu, dass die Struktur der grauen Substanz eine gute Möglichkeit ist, um das Alter des Gehirns zu bestimmen. „Wenn das Gehirn verkümmert, nimmt die graue Substanz ab“. 

Aus der Gehirnanalyse geht zudem hervor, dass jenes von YMR bereits frühzeitig gereift ist. Die Vermutung von Richard Davidsont: „Es gibt Bereiche des Gehirns, die Mitte bis Ende der 20er Jahre online gehen, zum Beispiel regulatorische Regionen des Gehirns, die eine wichtige Rolle bei der Selbst-regulierung spielen, um unsere Aufmerksamkeit zu regulieren. Es kann sein, dass diese Bereiche bei den Meditierenden früher reifen. Das wäre auch sinnvoll, weil wir glauben, dass Meditation diese Bereiche und diese Art von Funktionen (im Gehirn) stärken kann.“ Diese Aussage tätigte Richardson gegenüber LiveScience.com

Fakt ist“, so der Forscher, „dass diese Studie lediglich einen erwachsenen und sehr erfahrenen Meditierenden untersucht hat. Interessant wäre nun herauszufinden, wie viel Meditation notwendig wäre, um deutliche Unter-schiede in der grauen Substanz nachweisen zu können. Die Frage ist auch, ob die Meditation der einzige Grund ist, warum das Gehirn von YMR so jung geblieben ist, oder auch andere Faktoren eine Rolle spielen. Das könnte auch eine Frage des Lebensstils sein, oder die Tatsache, dass YMR im Hochgebirge Tibets geboren wurde und die Menschen dort vielleicht grundsätzlich ein Gehirn haben, welches langsamer altert. Es könnte auch eine Folge einer geringeren Umweltver-schmutzung in der Heimat von YMR sein und weiters könnte auch eine bestimmte Ernährung eine Rolle spielen. Die Ernährung und der Lebensstil könnten wiederum eine Folge der Meditation sein.“

Für Richard Davidson stellt sich zudem die Frage ob „der Besitzer eines junges Gehirns“ auch länger lebt. Diese und viele weitere Fragen, will der Wissenschaftler mit seinem Team, durch weitere Studien, beantworten können.

Zur Sicherheit könnten wir nun alle mit Meditationübungen beginnen.


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