Montag, 22. Juni 2020

Von Almosen und Füllhörnern

Der Zynismus von Bundeskanzler Sebastian Kurz ist unerreicht. Er schwadroniert schon wieder immer öfter darüber, dass man es den Arbeitslosen nicht zu einfach machen dürfe und es einen Anreiz geben müsse, damit diese weiter arbeiten wollen.

So oder so ähnlich lautete die Begründung vom lieben Basti, als er groß verkündete, dass es für Menschen, welche zwischen Juni und August mindestens an zwei dieser Monate arbeitslos waren, im September eine einmalige Zahlung in der Höhe von bis zu 450 € gäbe. Pro Monat wären dies nämlich 150€. Es ist, laut Kanzler Kurz, sinnvoller die Menschen einmal mit einem großen Betrag zu unterstützen, damit diese mit dem Geld vermehrt Konsumgüter erwerben können, als das Arbeitslosengeld an sich zu erhöhen, wo es durch im EU-Vergleich eh so hoch ist. Letztere Behauptung konnte schnell widerlegt werden, interessiert dem lieben Basti allerdings gar nicht. Er mag es überhaupt nicht, wenn jemand an seinen Gott-gleichen Worten zweifelt. Er setzte auch noch drauf, dass man das Arbeitslosengeld auch deshalb nicht anheben dürfe, weil es ja unfair ist, wenn Ausländer dadurch so viel Geld bekommen und dieses wäre dann vielleicht sogar mehr, als sie in ihrer Heimat verdienen.

Ist halt blöd lieber Basti, dass Du wohl keine Ahnung davon hast wie man in Österreich zu einem Anspruch auf Arbeitslosengeld kommt. Dafür muss man nämlich über einen bestimmten Zeitraum, Beiträge einzahlen. Nähere Details musst Du Dir diesbezüglich allerdings schon selbst besorgen, denn sonst wäre ich einer Deiner unzähligen Berater und Du müsstest mich mit einem entsprechenden Berater-Honorar bezahlen. Außerdem lieber Basti, werden die Menschen mit diesem Betrag kaum zusätzliche Konsumgüter erwerben, sondern eher versuchen ihr Konto zu decken. Wie soll man das aber jemanden erklären, welcher die Meinung vertritt, dass Menschen, welche sich keine Miete leisten können, doch lieber ein Eigenheim erwerben sollen.

Ob dem lieben Basti eigentlich bewusst ist, dass in der Event-Branche wo ich außerhalb meiner Tätigkeit als Herausgeber von „Der Überflieger“ meine Brötchen verdiene, seit dem Lockdown von insgesamt 140.000 Beschäftigten, 90% arbeitslos oder in Kurzarbeit sind? Kurzarbeit bedeutet in diesem Fall allerdings nicht Ankündigungspolitik zu betreiben und keine Taten folgen zu lassen. Tja jene Menschen, welche dafür arbeiten, damit andere ihren Spaß haben können, sind für Kanzler Kurz in keinster Weise relevant.
Lieber Basti! Ich habe für die österreichische Bevölkerung ein Rechenbeispiel damit man erkennt, wie wichtig Dir die Menschen welche in Österreich leben, in Wahrheit sind. Ich kann mich noch gut an folgende Worte erinnern lieber Basti: „Koste es was wolle!“. 

Gehen wir davon aus, dass 600.000 Menschen arbeitslos sind und jeder von ihnen in den besagten drei Monaten auch alle drei Monate ohne Job war, dann kostet dies insgesamt 270 Millionen €. Das ist für unseren Bundeskanzler enorm viel Geld und daher sollten schon alle lieb und dankbar für diese finanzielle Wohltat sein. Wie viel Geld hat im Gegensatz dazu die AUA bekommen? 600 Millionen € ! Dafür ist keinerlei Gegenleistung erforderlich! Keine Anteile am Unternehmen, keine Jobgarantie für die 7.000 österreichischen Beschäftigten – im Gegenteil es werden 1.000 Stellen abgebaut und in den nächsten beiden Jahren sollen noch einmal 1.200 Menschen ihren Job verlieren. Das ist aus Konzernsicht bereits fix. 

Welche Intelligenzbestie hat es also ermöglicht, dass ein Konzern so viel Geld in den Rachen geworfen bekommt ohne dafür irgendeine Gegenleistung zu erhalten? Gibt es nach der politischen Karriere einen ausgezeichnet dotierten Posten im Unternehmen oder sind sonstige Schmiergeldzahlungen geflossen? Ich bitte Sie, um Aufklärung Herr Bundeskanzler Kurz!

Wissen Sie eigentlich Herr Kurz wie viele Unternehmer*innen mit mir in den letzten Tagen und Wochen in Kontakt getreten sind, um mir mitzuteilen, dass sie noch immer kein Geld aus den entsprechenden Hilfsfonds erhalten haben? Können Sie sich an ihre eigenen Worte erinnern? Die Hilfe sollte schnell und unbürokratisch über die Bühne gehen. Schnell und unbürokratisch scheint es allerdings nur dort zu funktionieren, wo besonders viel Geld hinfließt. Je weniger Geld jemand bekommt, desto mehr Formulare müssen ausgefüllt werden. Herr Kurz! Fühlen Sie sich eigentlich wohl in ihrer eigenen Haut?

Ich weiß, sie werden mir erklären, dass das ganze ein Bombengeschäft ist und den Steuerzahler in Wahrheit nur 150 Millionen Euro kostet. Die AUA bekommt ja schließlich einen Kredit über 300 Millionen Euro und wenn dieser nicht binnen sechs Jahren zurückbezahlt werden kann, dann gehen die AUA und die nicht geleasten Flugzeuge in das Staatseigentum über.

Werden Sie der österreichischen Bevölkerung erklären warum es so wichtig ist, dass die Politik in Zukunft drei Positionen bei der AUA besetzen darf? Wir alle sind sehr gespannt und warten auf ihre diesbezüglichen Ausführungen.


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