Montag, 8. Juni 2020

Neun Minuten verändern die Welt

Neun Minuten dauert die Ermordung von George Floyd. Das Videomaterial, welches aus Überwachungskameras und von Passanten-Handys stammt, hält die Festnahme und Ermordung des gefesselten und am Boden liegenden George Floyd fest. Mindestens 16 Mal sagt er: „Ich kann nicht atmen!“ Der Polizist Derek Chauvin, drückt während der gesamten Zeit sein Knie in das Genick des Schwarzamerikaners. Officer Derek Chauvin schert sich einen Dreck darum, dass ihn sein Opfer anbettelt und anfleht. Passanten rufen den Polizisten zu, dass er den Puls von George Floyd checken solle – er ignoriert diese Aufforderung, obwohl George Floyd nicht mehr spricht und nicht mehr stöhnt. Während die Sanitäter erscheinen und die Krankentrage aufklappen, kniet er immer noch auf seinem Opfer.


Wir wissen mittlerweile, dass es Officer Derek Chauvin in seiner 19-jährigen Berufslaufbahn, zu mindestens 17 Beschwerden gebracht hat. Fakt ist, dass er 2006 an der Tötung eines Mannes beteiligt war, welcher verdächtigt wurde, Passanten mit einem Messer zu bedrohen. Die sechs eintreffenden Polizisten sind, nach Angaben der Polizei von Minneapolis, von ihm mit einer Schrotflinte bedroht worden. Derek Chauvin habe daraufhin, gemeinsam mit seinen Kollegen, auf den mutmaßlichen Täter, geschossen. Es gab damals kein Verfahren.

Im Jahre 2008 erschien Officer Derek Chauvin zu einem Fall von häuslicher Gewalt. Der mutmaßlich Gewalttätige schloss sich im Badezimmer ein. Derek Chauvin verschaffte sich, auf welche Art und Weise auch immer, Zutritt und schoss seinem Gegenüber, während eines Kampfes, zwei Mal in den Bauch. Der Angeschossene überlebte knapp. Officer Chauvin gab zu Protokoll, dass sich der Verdächtige seine Waffe greifen wollte.

Ganz speziell ist die Erkenntnis, dass Derek Chauvin und George Floyd, Jahre vor der Tat, als Security im Nachtclub „El Nuevo Rodeo“ arbeiteten. Der nunmehrige Officer verrichtete seinen Dienst vor dem Club und sein späteres Opfer arbeitete im Inneren. Die ehemalige Besitzerin zeigte sich über den Mord an George Floyd erschüttert und beschrieb Derek Chauvin als stets freundlichen Typen, welcher 17 Jahre für ihre Bar gearbeitet hat. George Floyd war deutlich kürzer beschäftigt. Ob sich die Beiden aus der damaligen Zeit kannten, verneinte die Besitzerin – das muss aber nichts bedeuten...

George Floyd ist 2014 aus Housten nach Minneapolis gezogen, weil er davor fünf Jahre im Gefängnis gesessen ist und ein neues Leben beginnen wollte. Diese Strafe handelte er sich ein, nachdem er wegen eines bandenmäßigen, bewaffneten Raubüberfalls verurteilt wurde. In den Jahren zuvor, wurde er immer wieder eingesperrt – allerdings nie länger als ein Jahr. In Minneapolis arbeitete er u.a. als Wachmann bei der Heilsarmee, als Lastwagenfahrer und als Türsteher. Aufgrund der zahlreichen Schließungen von Bars und Restaurants, wegen dem Corona-Virus, verlor er seinen aktuellen Job.

Seit dem gewaltsamen Tod von George Floyd, gibt es in den USA Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus. Immer öfter werden die Demonstrationen von Ausschreitungen und Plünderungen überschattet. US-Präsident Donald Trump lässt in der Zwischenzeit kein Chance aus, um noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. Er fordert eine harte Gangart der Polizei gegen die Demonstranten und spricht sich dafür aus, dass eine tausende Mann starke Armee eingreifen soll. In Washington sind es immerhin 1.600 Soldaten, welche zum Einsatz gegen das eigene Volk abkommandiert wurden.

Einige Zitate des US-Präsidenten gefällig?

Wenn man Fake News-Sender wie CNN oder MSDNC schaut, könnte der Eindruck entstehen, dass die Mörder, Terroristen, Brandstifter, Anarchisten, Schläger, Gangster, Antifa und weitere, die freundlichsten, nettesten Menschen in der Welt wären. Nein, sie sind was sie sind – sehr schlecht für unser Land.“ Unglaubliche und fassungslos machende Worte verkündete Donald Trump im Bezug auf die von 14,7 auf 13,3 % verbesserte Arbeitslosenquote: „Hoffentlich schaut George gerade jetzt herab und sagt: „Unserem Land passiert eine großartige Sache.“ Donald Trump erdreistete sich zu ergänzen: „Das ist ein großer Tag für ihn. Das ist ein großer Tag für uns.“

Es ist bestimmt ein großartiger Tag für George Floyd, nachdem er von einem Polizisten ermordet wurde. Sorry, ich bemerke gerade, dass ich nicht über Mord, sondern lediglich von einem gewaltsamen Tod oder einem Totschlag schreiben darf. Wirklich? Nein! Ich weigere mich! Wenn ein Mensch neun Minuten Zeit hat, um sein Handeln zu überdenken und ändern, dann ist dies für mich kein Totschlag.

Der Einsatz von Tränengas und Pfefferspray durch die Polizei ist mittlerweile ein ganz gewöhnlicher Anblick. Häufig werden auch Journalisten, Opfer von Polizeiattacken. Es gibt diese auch immer wieder bei Live-Aufnahmen zu sehen. In einer davon sieht man, dass die australische Reporterin Amelia Brace mit einem Schlagstock angegriffen und ihr Kameramann Tim Myers von einem Polizisten ins Gesicht geschlagen wurde. Außerdem wurden die Beiden mit Tränengas und Gummigeschossen attackiert. Ebenfalls mit Gummigeschossen, wurde in Minneapolis ein Journalist des deutschen Auslandssenders „Deutsche Welle“ beschossen. Der Angriff gegen ihn, fand ebenso vor laufender Kamera statt.

Besonders dreist habe ich es empfunden, als die Polizei am Montag mit Gewalt, gegen friedliche Demonstranten vor dem Weißen Haus vorgegangen ist. Es ging schließlich darum US-Präsident Donald Trump den Weg, für den Besuch einer nahegelegenen Kirche frei zu schlagen, damit er dort mit erhobener Bibel posieren konnte...

Apropos Bibel. Papst Franziskus hat sich am Mittwoch gegen den Rassismus und gegen die Gewalt bei den Demonstrationen ausgesprochen. „Ich verfolge die schmerzlichen, sozialen Unruhen nach dem tragischen Tod von George Floyd mit großer Besorgnis. Wir können keine Art von Rassismus oder Ausgrenzung tolerieren oder unsere Augen davor verschließen und den Anspruch erheben, die Heiligkeit des menschlichen Lebens zu verteidigen. Gleichzeitig müssen wir auch erkennen, dass die Gewalt der letzten Nächte selbstzerstörerisch und destruktiv ist. Mit Gewalt kann man nichts gewinnen, aber viel verlieren.“

Der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz José Gomez, sprach sich dafür aus, dass die Proteste in den USA, nach dem Tod von George Floyd berechtigt sind. Er verurteilte die teils gewaltsamen Ausschreitungen der vergangenen Tage als selbstzerstörerisch. „Gemeinden niederzubrennen und zu plündern, die Lebensgrundlagen unserer Nachbarn zu ruinieren, bringt die Sache der Rassengleichheit und der Menschenwürde nicht voran“.

Aus den Vatikan-News habe ich in Erfahrung gebracht, dass George Floyd mit einem Bischof aus Botswana eng befreundet war. Sein Name ist Franklyn Atese Nubuasah von Gaborone und er hat auf der Homepage der südafrikanischen Bischöfe, einen Brief an George veröffentlicht, in welchem er sich an ihre Freundschaft erinnert. Der Bischof und Floyd lernten sich bei einem Baseball-Spiel in Pittsburgh kennen. Sie haben sich dabei unterhalten, Cola getrunken und Popcorn gegessen. Der Bischof machte in den USA Urlaub bei Floyd und seiner Familie. George Floyd versprach ihn, eines Tages in Botswana zu besuchen. Der Bischof bedauert, dass es dazu nie mehr kommen wird. Seinem toten Freund schreibt der Bischof folgende zu den Protesten passenden Zeilen: „Du hast da ein Feuer entfacht, das für Frieden und für einen Wechsel brennt. Ein großes Willkommen erwartet dich jetzt im Haus des Vaters“und ich hoffe, dass es da auch Coca-Cola und Popcorn geben wird! Jetzt wirst du für immer den Atem der Liebe atmen können.“ Der letzte Satz bezieht sich auf das Video in welchem Floyd immer wiede sagte: „Ich kann nicht atmen.“

In Wien sind ca. 50.000 Menschen auf die Straße gegangen, um gegen Rassismus zu demonstrieren. Unter normalen Umständen würde ich mich darüber sehr freuen. Nachdem uns der Corona-Virus aber noch viele Monate begleiten wird, war ich jedoch fassungslos als ich eine große Anzahl von Demonstranten „ohne Maske“ gesehen habe und die Einhaltung des Mindestabstands nur ein frommer Wunsch war.


1 Kommentar:

  1. Sie scheinen auch Einer der Mainstream Vergifteten zu sein. Wenn in Wien 50 000 Menschen auf der Strasse waren, um gegen Rassismus zu demonstrieren, zeigt mir das eigendlich die Ignorranz einer völlig verblödeten Masse!
    Statt auf die Strasse zu gehen um gegen die Einschränkung und Abschaffung Ihrer Freiheitsrechte zu
    Demonstrieren, fällt Ihnen nichts besseres ein als Ihre Wut auf irgendwelche Rassisten im Amiland zu lenken.
    Wo sind Sie wenn Hunderttausende von Kindern in Verlogenen Kriegen ums Leben kommen, oder wie gesagt Ihre eigenen Rechte von Ihren Korrupten Regierungen aufs
    schärfste eingeschränkt, oder sogar gänzlich abgeschafft
    werden ??

    AntwortenLöschen