Wegen der Veröffentlichung eines
Artikels, dem zufolge der Geheimdienst Waffenlieferungen für
islamistische Extremisten nach Syrien geschickt hat, drohen den
beiden Journalisten nun lebenslange Haftstrafen. Dündar und Gül
verfügen über Bilder auf denen ein Lastwagenkonvoi zu sehen ist,
welcher (angeblich) den Gegnern des syrischen Präsidenten Assad
Waffen und Munition liefert.
Nach der Veröffentlichung in der
Zeitung „Cumhuriyet“ gab es in der Türkei eine politische
Aufruhr. Staatspräsident Erdogan verkündete, dass Chefredakteur
Dündar für seine Spionage einen hohen
Preis zahlen werde.
Der Chefredakteur Dündar verteidigte
das Vorgehen der Redaktion damit, dass „wir Journalisten und
keine Staatsdiener sind. Unsere Pflicht besteht nicht darin,
schmutzige Geheimnisse des Staates zu vertuschen, sondern ihn im
Namen des Volkes zur Rechenschaft zu ziehen“.
Die Regierung behauptete zuerst, dass
die Waffen zwischen zwei Waffenlagern des Geheimdienstes hin- und her
geschoben wurden. Als nächstes sprach man davon, dass es sich um
Lebensmittel und Medikamente für die syrische Opposition handelte.
Dann wurde wiederum verkündet, dass es doch Waffen waren. Man hätte
sie den Turkmenen in Syrien gegeben. Ist halt blöd, dass die laut
eigener Angaben nix bekommen haben... Tja dann hat die Regierung nix
mehr gesagt, das ganze zum Staatsgeheimnis erklärt und Dündar und
Gül verhaften lassen...
„Cumhuriyet“ hat am 29. Mai 2015
auf der Titelseite einen Artikel über eine Waffenlieferung des
türkischen Geheimdienstes MIT nach Syrien veröffentlicht. Dafür
müssen sich Dündar und Gül nun vor Gericht verantworten...
Seit
dem Wahlsieg der AKP-Partei von Erdogan am 1. November, wurde es
für die Journalisten immer ungemütlicher. Gerade die älteste
Tageszeitung der Türkei „Cumhuriyet“, hat sich seit der
Machtergreifung durch die AKP, besonders stark als unparteiischer
Berichterstatter hervorgetan. Dafür wurde sie auch von der
Organisation „Reporter ohne Grenzen“ mit dem Preis für
Pressefreiheit ausgezeichnet.
Dündar
und Gül sitzen übrigens im Gefängnis von Silivri, in Einzelhaft.
Dort sind noch weitere 30 Journalisten „beherbergt“. In
Einzelhaft...
Präsident Erdogan hat aber immerhin
eine Justizreform durchgeführt. Diese führte dazu, dass aus 12.000
Richtern und Staatsanwälten 80 „loyale Personen“ ausgewählt und
zu „Friedensrichtern“ ernannt wurden. Dank spezieller Vollmachten
dürfen diese der Polizei Anweisungen geben. Sie können diese dazu
auffordern Personen festzunehmen. Dafür ist ein „begründeter
Verdacht“ auf Terror notwendig. Die Entscheidungen der
Friedensrichter können übrigens nur durch andere Friedensrichter
aufgehoben werden... Ach ja und das gilt so lange bis ein
ordentliches Gericht ein Urteil zu dem Fall gesprochen hat. Das kann
lange dauern...
Ob die Entscheidung eines
„Friedensrichters“ durch einen zivilen Richter aufgehoben werden
kann? Aber selbstverständlich! Es müssen halt nur vorher sämtliche
„Friedensrichter“ befragt werden... Einmal ist das bereits geschehen! Ein
ziviler Richter setzte Hidayet
Kacara (Leiter einer internationalen Mediengruppe) aus Mangel an
Beweisen frei! Die Geschichte ist damit aber noch nicht zu Ende. Der
„Hohe Rat der Richter und Staatsanwälte“ - diese 22 Mitglieder
werden allesamt durch den Staatspräsidenten und die Regierung
ernannt... dieser „Hohe Rat der Richter und Staatsanwälte“,
setzt danach den Richter ab und brachte ihn hinter Gitter...
Noch Fragen Euer Ehren?
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