Das soziale Bewertungssystem
Im Kern beruht es
auf das Scoring-Verfahren in der Finanzwirtschaft. Das menschliche
Verhalten wird hierbei nach bestimmten Kriterien mathematisch
ausgewertet und beurteilt. Dazu zählt die Frage wie gut sich jemand
als Kunde eignet. Wie schnell bezahlt jemand seine Kredit zurück,
wie viel Geld gibt jemand aus, wie häufig reklamiert jemand seine
erhaltene Ware...
Mit einer
Wahrscheinlichkeitsrechnung wird dann ausgewertet, ob man von einer
Person eine Vorauskasse will, oder zu welchen Bedingungen jemand
beispielswiese einen Handy-Vertrag bekommt.
Beim „Citizen
Score“ kommt in China noch dazu, dass das menschliche Verhalten,
zukünftig gelenkt wird. Das politisch oder sozial erwünschte
Verhalten der Menschen wird etwa gefördert. Dazu gibt es in mehr als
vierzig chinesischen Städten Pilotprojekte. Für Bürgerarbeit
kann man Punkte sammeln und wer sich nicht wie gewünscht verhält,
dem werden Punkte abgezogen.
Wie nah dieses
Bewertungssystem, jenem der Finanzwirtschaft kommt, kann man am
ehesten in der Millionenmetropole Rongcheng in der Provinz Shandong
erkennen. Die Bürger
erhalten eine Bewertung von „AAA“ bis „D“. Das sind also
exakt jene Bezeichnungen, welche die Finanzanalysten für die
Kreditwürdigkeit von Staaten verwenden.
Ein weiteres
Projekt findet in der Großstadt Suzhou in der Provinz Jiangsu statt.
Hier arbeitet die lokale Verwaltung mit Alibaba zusammen. Wer in einem
Online-Computerspiel flucht, verringert seinen Score, wer zu viel
Zeit mit Tätigkeiten verbringt welche lediglich der Unterhaltung
dienen, verliert ebenso Punkte, wer ein Taxi ruft und dann nicht
erscheint, reduziert seinen Punktescore ebenso.
2020 wird die
Sozialanalyse in ganz China kommen, ohne wenn und aber. Es ist
lediglich die Frage, welches System zur Anwendung gelangt. Die chinesischen
Medien loben sämtliche der Initiativen in den höchsten Tönen, weil
diese als „Lösung für alle Vertrauensfragen“, in der Bereichen,
Essensversorgung, Gesundheit und Produktsicherheit gelten. Ob die
Medien dafür auch Pluspunkte bekommen?
Ganz „normal“
erscheint es, dass bei sämtlichen Tests eine „schwarze Liste“
erstellt wurde, welche zur Folge hat, dass jene Personen welche sich
darauf befinden in ganz China keine Hochgeschwindigkeitszüge
nutzen, nicht mehr fliegen und seine Kinder nicht an eine bessere
Schule schicken darf. Was kann da
eigentlich das Kind dafür? Welche
Verfehlungen hat denn das Kind verursacht? Mit einem
derartigen Bewertungssystem schneidet man radikal die
Zukunfts-chancen der Kinder ab und fabriziert ein modernes
Kastenwesen. Soll das der Sinn der Erfinder sein?
Man findet auch
nichts mehr dabei, dass Menschen, welche bei Rotlicht über die
Straße gehen, öffentlich an den Pranger gestellt werden, indem man
ihr Gesicht öffentlich zur Schau stellt.
Was in China
angedacht und 2020 endgültig in die Realität umgesetzt wird ist
eine alles umfassende Erziehungsdiktatur. Es werden nicht nur
kommunistische Musterbürger erzogen, sondern vor allem wird die
absolute Kontrolle erreicht. Bürger welche
sich nicht „wohl verhalten“, werden weniger Zugang zu Leistung
bekommen und statt dessen mehr Verpflichtungen haben.
Der Widerstand
hält sich in China in Grenzen. Eine Debatte im Internet ist so gut
wie ausgeschlossen, weil es in den nationalen Online-Plattformen
sowieso eine starke, staatliche Zensur gibt.
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