Mittwoch, 5. September 2018

690.000 Lachse aus Zuchtfarm ausgebrochen – gravierende Umweltfolgen

Im Süden Chiles sind aus einer Zuchtfarm, 690.000 Lachse ausgebrochen. Das klingt zunächst einmal ganz lustig, weil man denkt, dass es die lieben Tiere nun vielleicht besser haben, aber für die Umwelt ist dies eine Katastrophe. Laut dem Unternehmen Marine Harvest auf der Isla Huar in der Nähe von Puerto Mont im Süden Chiles, sind die Tiere Anfang Juli aus ihren Käfigen ausgebrochen. Schuld daran soll ein Unwetter gewesen sein. Marine Harvest ist weltweit der größte Zuchtlachskonzern. Schon oft wurde dem Konzern vorgeworfen weder ökologische, rechtliche, soziale noch medizinische Standards einzuhalten.

Welche gravierende Folgen hat denn der Ausbruch der Lachse?

Die meisten Zuchtlachse werden mit Antibiotika behandelt. Laut Greenpeace werden die Zuchtlachse in Chile mit einer 700-fach höheren Dosis Antibiotika behandelt, als die Zuchtlachse in Norwegen. Die Dosis ist deshalb so hoch, weil der atlantische Zuchtlachs kein einheimisches Tier ist und es ohne der Medikamente in den chilenischen Gewässern nicht überleben kann. Es ist ein Faktum, dass die Zuchtlachse nicht nur größer als die Wildlachse werden, sondern auch viel aggressiver sind. Umweltorganisationen rufen dazu auf die ausgebrochenen Zuchtlachse zur Landplage zu erklären.

Lachse schwimmen, ihrem Instinkt zufolge die Flüsse hinauf. Dort werden sie zum Feind für die einheimischen Fische. Diese werden von ihnen gefressen oder mit Krankheiten angesteckt.

Ein chilenisches Gesetz besagt, dass ein Unternehmen 30 Tage Zeit hat, um zehn Prozent der ausgebrochenen Fische wieder einzufangen. Gelingt dies nicht, muss eine Strafe bezahlt werden und es droht der Lizenzentzug. Die zehn Prozent haben nichts mit dem ökologischen Schaden zu tun, sondern sind lediglich ein symbolischer Wert. Marine Harvest hat nach 30 Tagen nicht einmal 5 % der ausgebrochenen Fische wieder einfangen können. Es kam allerdings zu keiner Bestrafung, sondern die chilenische Regierung verlängerte die Frist um weitere 30 Tage.

Verbotenerweise bietet der Konzern den lokalen Fischern 7.000 chilenischer Pesos (etwa zehn Euro) für jeden Lachs – tot oder lebendig... Das ist zwar gesetzwidrig , aber in der Lachsindustrie macht man sich seine eigenen Gesetze. Da trifft es sich natürlich auch gut, wenn Unternehmer aus der Lachsindustrie oftmals in der Politik tätig sind. Ein hervorragendes Beispiel dafür ist Felipe Sandoval. Er war einst Staatssekretär für Fischerei und ist nun der Präsident von Salmon Chile, dem größten Lachsindustrie-Verband.

Was schätzt ihr – wie viele Lachszuchtfarmen gibt es in Chile?

In Chile gibt es mehr als eintausend Lachszuchtfarmen. Chile ist ausserdem eines der weltgrößten Produzenten von Fischmehl und dieses ist – das Hauptfuttermittel der Zuchtlachse. Für eine Tonne Zuchtlachs braucht man bis zu fünf Tonnen anderer Meerestiere, um diese zu Fischmehl zu verarbeiten. Mehrere Tonnen von Fäkalien, Fischmehl und Chemikalien sinken täglich auf den Meeresgrund. Die Zersetzung dieser Stoffe führt zur Sauerstoffarmut. Unter den Käfigen der Zuchtlachsfarmen entstehen am Meeresgrund regelrechte Wüsten.

Chile ist nach Norwegen der zweitgrößte Lachsproduzent der Welt. 98 % der Produktion werden exportiert. Die größten Abnehmer sind: Brasilien, China, Japan, Europa und die USA. Die chilenische Bevölkerung profitiert nicht von der Lachsindustrie. Die einzigen Profiteure sind die transnationalen Unternehmen.

Der günstige Preis, welcher von den Konsumenten in Europa für den chilenischen Zuchtlachs bezahlt wird, spiegelt in keinster Weise die realen Produktionskosten wider, welche von der Umwelt, den Fischern und den Arbeitern Chiles getragen werden.

Chilenische Umweltorganisationen rufen daher zum Boykott des chilenischen Lachs auf.


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