Mittwoch, 2. Oktober 2019

Der Alternative Nobelpreis

Dieser Preis wird seit 1980 jährlich vergeben und im Jahre 1979 durch den schwedisch-deutschen Philanthrop Jakob von Uexküll ins Leben gerufen. Er schlug einst der Nobelstiftung vor in Zukunft nicht nur Schriftsteller oder Physiker auszuzeichnen sondern zwei zusätzliche Preise einzuführen. Es sollte sich dabei um einen Umweltpreis und einen Preis zur Förderung der Perspektiven von Menschen in armen Ländern handeln. Begründet hat der Philanthrop dies mit den Worten: „Wer den Nobelpreis bekommt, wird gehört!“ Nachdem die Nobelstiftung seine Idee ablehnte, hat Jakob von Uexküll, kurzerhand seinen eigenen Preis ins Leben gerufen.

In diesem Jahr wurde der Alternative Nobelpreis bereits zum vierzigsten Mal vergeben und die internationale Jury konnte dafür aus den 142 Nominierungen vier Preisträgerinnen und Preisträger auswählen.

Greta Thunberg (Schweden)
weil sie der politischen Forderung nach dringenden Klimaschutzmaßnahmen weltweit Gehör verschafft.“

Vor einem Jahr hat das damals 15-jährige Mädchen kaum jemand gekannt und nun ist sie eine der Preisträgerinnen. Greta Thunberg hat bewiesen, dass auch ein einzelner Mensch, politisch etwas verändern kann. Ihr Anliegen sind die dringend notwendigen Klimaschutzmaßnahmen und dafür liest Sie den politisch „Mächtigen“ ordentlich die Leviten. Der Award ist eine enorme Ehrung für „Fridays for Future“ und die gesamte Klimaschutzbewegung.

Aminatou Haidar (Westsahara)
für ihren unerschütterlichen gewaltlosen Widerstand, trotz Gefangenschaft und Folter, im Streben nach Gerechtigkeit und Selbstbestimmung für das Volk der Westsahara.

Die Menschenrechtsaktivistin setzt sich seit mehr als dreißig Jahren für die Unabhängigkeit ihres Heimatlandes ein. Die Vereinten Nationen versprechen den Sahrauis – dies ist das indigene Volk der Westsahara – schon seit gefühlten Ewigkeiten die Selbstbestimmung, jedoch ist bis zum heutigen Tag nichts geschehen. Das Gegenteil ist der Fall und dies bedeutet, dass die Vereinten Nationen die Besetzung der Westsahara durch Marokko duldet. Unzählige Male ist Aminaton Haidar für ihr Anliegen bereits inhaftiert und gefoltert worden. Die Aktivistin lässt sich aber dennoch nicht „verbiegen“ und bleibt weiterhin beharrlich. „Der Preis soll der Welt zeigen, dass gewaltloser Widerstand funktioniert und allen Mut machen, welche für eine faire Lösung des Konflikts eintreten.“

Guo Jianmei (China)
für ihre bahnbrechende und beharrliche Arbeit zur Stärkung der Frauenrechte in China.“

Die Chinesin setzt sich in ihrem Land für die Rechte der Frauen ein und verschafft Tausenden von ihnen, den Zugang zur Justiz. Warum das notwendig ist? Weil in China ca. 25 % der verheirateten Frauen, häusliche Gewalt erleiden und am Arbeitsplatz aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden.

Davi Kopenawa (Brasilien) und seine Organisation Hutukara Associacao Yanomami
Davi Kopenawa ist der brasilianischen Regierung ein Dorn im Auge. Goldsucher und Holzfäller betreten die geschützten Yanomami-Territorien und brennen seine Heimat nieder, um den Amazonas-Regenwald zu plündern.

Der Yanomami-Indianer lässt sich weder durch Morddrohungen und Invasoren noch durch einen fragwürdig agierenden Präsidenten einschüchtern. Der 63 Jahre alte Schamane kennt keine Angst vor „angeblichen“ Autoritäten und gilt als wichtigster Repräsentant der Yanomami-Indigenen. Der größte, geistige Führer seines Volkes ist nach innen extrem ruhig aber nach außen setzt er sich vehement dafür ein, dass seine Volksgruppe ungestört nach den alten Traditionen leben darf. Die ca. 26.000 im nördlichen Teil des Amazonasbecken lebenden Yanomami leben zum Großteil im brasilianischen Teil des Beckens – der Rest lebt in Venezuela.

Kopenawa ist seit vielen Jahren weltweit unterwegs, um auf die Gefahren für sein Volk aufmerksam zu machen. Im Mai dieses Jahres trat er beispielsweise an der US-Elite Universität Harvard auf und wurde, für seinen Beitrag zum Thema „Klimawandel und Amazonas“ mit Standing Ovations bedacht.

Der Anführer der Yanomami hat gemeinsam mit dem französischen Anthropologen Bruce Albert eine Amazonas-Anthologie verfasst. Diese hat das Ziel den Menschen zu vermitteln, worin der Glaube, das Wissen und die Weisheit der Yanomami besteht. Wie meint Kopenawa dazu? „Es ist ein Buch für alle diejenigen, die draußen in den Städten leben und weder uns noch unseren Wald kennen. Wir Yanomami sind weise, können denken, sprechen und kennen die Geschichte der Welt und des Regenwaldes.

Davi Kopenawa ist vor allem für seine Organisation mit dem Namen „Hutukara“ bekannt. „Hutukara“ bedeutet so viel wie „Der Himmel, welcher die Erde gebar“. Es handelt sich dabei um eine Interessenvertretung der Indigenen, welche Kopenawa mit einigen seiner Mitstreiter vor fünfzehn Jahren gegründet hat.

Zu den wichtigsten Aufgaben der Organisation gehört es, sich für die Rechte der Indigenen einzusetzen. Obwohl das Territorium mit dem klangvollen Namen „Terra Indigena“ seit dem Jahre 1992 als geschütztes Gebiet der Indigenen anerkannt ist, ist die Gefahr, das Territorium zu „verlieren“ sehr groß.

Seit der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro im Amt ist, wurde das Amazonasgebiet, de facto zur Ausbeutung freigegeben. Alleine im heurigen Jahr sind bisher, etwa 20.000 Goldsucher, sogenannte „Garimpeiros“, widerrechtlich in das Gebiet der Yomomami eingedrungen, zerstören die Böden und verseuchen die hiesigen Flüsse mit Quecksilber.

Der Amazonas ist die Lunge der Erde, aber der brasilianische Präsident vertritt auch vor der UN-Vollversammlung die Meinung, dass die internationale Gemeinschaft kein Recht hat, sich in die inneren Angelegenheiten des Amazonas-Staates einzumischen...

Wie sprach David Kopenawa? „Ich habe keine Angst vor ihm, nur vor seiner Aggressivität. Aber der Präsident soll gerne zu uns kommen, um mit mir und meinem Volk zu reden“.

Jair Bolsonaro würde vielleicht sogar zum Reden, aber niemals zum Zuhören kommen...



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