Mittwoch, 2. Oktober 2019

IPCC-Sonderbericht - bis zum Ende dieses Jahrhunderts sind 89% der arktischen Permafrostböden aufgetaut

Der neue Sonderbericht des Weltklimarats IPCC zeigt, dass sich der Klimawandel, noch stärker als befürchtet, auf die Eismassen und Ozeane auswirkt. Sämtliche Prognosen bezüglich der Gletscherschmelze und der damit im direkten Zusammenhang stehende Anstieg des Meeresspielgels müssen nach oben korrigiert werden.

Unser Heimatplanet besteht zu etwa 2/3 aus Wasser und wenn man diese Tatsache ins Auge fasst versteht man, dass die Ozeane einen großen Einfluss auf unser Klima und die Lebenswelt unseres Planeten haben. Die aktuellen Studien beweisen, dass die Meeresspiegel immer schneller steigen und die Hauptgründe dafür sind das Abschmelzen des Polareises in Grönland und in der Westantarktis.

Wer meint, dass es auch vereinzelt andere Wissen-schaftler gibt, welche dieser Tatsache widersprechen, der möge sich vor Augen führen, dass am Sonderbericht des Weltklimarats IPCC, genauer gesagt für den „Special Report on the Ocean and Cryosphere in a Changing Climate (SROSS) hunderte Wissenschaftler aus 36 Ländern beteiligt waren. Diese haben mehr als 7.000 ! Forschungsarbeiten aus der ganzen Welt gesichtet und ausgewertet. Mit den neuen Daten sind sie in der Lage, noch bessere Prognosen darüber abzugeben, wie sich der Klimawandel weltweit auf die Meere und unser Eisreservoire auswirkt.

Wie dramatisch sich das Tempo des Eisverlusts und der Anstieg des Meeresspiegels erhöht hat, kann man daran erkennen, dass sich der Verlust der Eismasse in Grönland – verglichen mit den Jahren von 1997 bis 2006 – beispielsweise verdoppelt und in der Antarktis gar verdreifacht hat. Die Masse des antarktischen Eisschilds hat seit dem Jahre 2006 um 155 Gigatonnen abgenommen – und zwar jährlich! Im letzten Klimaweltbericht aus dem Jahre 2013 betrug der Eisverlust Grönlands, jährlich 215 Gigatonnen. Seit damals hat sich dies auf 278 Gigatonnen jährlich erhöht.

In der Arktis schmilzt uns allerdings nicht nur das Meereis weg, sondern auch der Permafrost rinnt uns zwischen den Fingern davon. Nach den neuesten Prognosen des IPCC-Sonderberichts, werden bis zum Ende dieses Jahrhunderts, 89% der arktischen Permafrostböden aufgetaut sein...

Bei einem weiterhin ungebremsten Klimawandel – da hilft uns allen nur ein Verzicht (und der muss als wertvoll betrachtet werden) und keine Strafzahlung – steigt der Meeresspiegel derzeit, jährlich um vier Millimeter. Das Dumme ist nur, dass sich dieser Wert jedes Jahr um 0,1 Millimeter erhöht. Verglichen mit dem letzten Klimaschutz-bericht steigt somit der Meerespegel um bis zu 15% mehr als damals prognostiziert.

Im IPCC-Sonderbericht wird aufgezeigt, dass sich die Geschwindigkeit der Ozeanerwärmung, im Vergleich zum Jahre 1993, mehr als verdoppelt hat. Durch die zusätzliche Aufnahme von Kohlenstoffdioxid „versauert“ die Meeresoberfläche – damit ist eine Tiefe von bis zu 1.000 Metern unter der Wasseroberfläche gemeint. Die Folge davon ist, dass sich die sauerstoffarmen „Todeszonen“ ausdehnen. Die wärmeren Meere und Ozeane führen wiederum zu erhöhten Windgeschwindigkeiten und Niederschlägen, einer Zunahme der tropischen Wirbelstürme und eine deutliche Erhöhung der extremen Wellen, welche kombiniert mit dem Meeresspiegelanstieg zu einer enormen Gefahr für die Küstengebiete werden.

Der Klimawandel hat bereits direkte Folgen für das marine Ökosystem. Viele Arten wandern polwärts und deshalb verändert sich auch die Zusammensetzung der Lebensgemeinschaften innerhalb eines Gebiets. Bereits heute gibt es gravierende Verluste bei den Korallen und auch die Fischbestände sind in einigen Regionen bereits drastisch geschrumpft. Bei einer Fortsetzung dieses „Trends“ würde bis zum Jahre 2100, das maximale Fangpotenzial der Fischerei um 20 – 24% sinken.

Der Bericht beweist, dass der Klimawandel die Ozeane und auch die Kryosphäre, bereits stark verändert hat. Die Menschheit ist bereits jetzt von den Veränderungen betroffen. Im IPCC-Sonderbericht wird allerdings auch betont, dass es noch möglich ist die schlimmsten Folgen, durch die entsprechenden Maßnahmen zu verhindern. Dafür müssen wir dringende Emissionsreduktionen und anhaltende Anpassungsmaßnahmen vornehmen. Die Politik muss rasch und effektiv handeln.

Welche Entscheidung wir treffen ist dem Klima herzlich egal – aber uns sollte es das nicht sein.


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