Dieser Preis wird seit 1980 jährlich
vergeben und im Jahre 1979 durch den schwedisch-deutschen Philanthrop
Jakob von Uexküll ins Leben gerufen. Er schlug einst der
Nobelstiftung vor in Zukunft nicht nur Schriftsteller oder Physiker
auszuzeichnen sondern zwei zusätzliche Preise einzuführen. Es
sollte sich dabei um einen Umweltpreis und einen Preis zur Förderung
der Perspektiven von Menschen in armen Ländern handeln. Begründet
hat der Philanthrop dies mit den Worten: „Wer den Nobelpreis
bekommt, wird gehört!“ Nachdem die Nobelstiftung seine Idee
ablehnte, hat Jakob von Uexküll, kurzerhand seinen eigenen Preis ins
Leben gerufen.
In diesem Jahr wurde der Alternative
Nobelpreis bereits zum vierzigsten Mal vergeben und die
internationale Jury konnte dafür aus den 142 Nominierungen vier
Preisträgerinnen und Preisträger auswählen.
Greta Thunberg (Schweden)
„weil sie der politischen
Forderung nach dringenden Klimaschutzmaßnahmen weltweit Gehör
verschafft.“
Vor einem Jahr hat das damals
15-jährige Mädchen kaum jemand gekannt und nun ist sie eine der
Preisträgerinnen. Greta Thunberg hat bewiesen, dass auch ein
einzelner Mensch, politisch etwas verändern kann. Ihr Anliegen sind
die dringend notwendigen Klimaschutzmaßnahmen und dafür liest Sie
den politisch „Mächtigen“ ordentlich die Leviten. Der Award ist
eine enorme Ehrung für „Fridays for Future“ und die gesamte
Klimaschutzbewegung.
Aminatou Haidar (Westsahara)
„für ihren unerschütterlichen
gewaltlosen Widerstand, trotz Gefangenschaft und Folter, im Streben
nach Gerechtigkeit und Selbstbestimmung für das Volk der
Westsahara.“
Die Menschenrechtsaktivistin setzt
sich seit mehr als dreißig Jahren für die Unabhängigkeit ihres
Heimatlandes ein. Die Vereinten Nationen versprechen den Sahrauis –
dies ist das indigene Volk der Westsahara – schon seit gefühlten
Ewigkeiten die Selbstbestimmung, jedoch ist bis zum heutigen Tag
nichts geschehen. Das Gegenteil ist der Fall und dies bedeutet, dass
die Vereinten Nationen die Besetzung der Westsahara durch Marokko
duldet. Unzählige Male ist Aminaton Haidar für ihr Anliegen bereits
inhaftiert und gefoltert worden. Die Aktivistin lässt sich aber
dennoch nicht „verbiegen“ und bleibt weiterhin beharrlich. „Der
Preis soll der Welt zeigen, dass gewaltloser Widerstand funktioniert
und allen Mut machen, welche für eine faire Lösung des Konflikts
eintreten.“
Guo Jianmei (China)
„für ihre bahnbrechende und
beharrliche Arbeit zur Stärkung der Frauenrechte in China.“
Die Chinesin setzt sich in ihrem Land
für die Rechte der Frauen ein und verschafft Tausenden von ihnen,
den Zugang zur Justiz. Warum das notwendig ist? Weil in China ca. 25
% der verheirateten Frauen, häusliche Gewalt erleiden und am
Arbeitsplatz aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert werden.
Davi Kopenawa (Brasilien) und seine
Organisation Hutukara Associacao Yanomami
Davi Kopenawa ist
der brasilianischen Regierung ein Dorn im Auge. Goldsucher und
Holzfäller betreten die geschützten Yanomami-Territorien und
brennen seine Heimat nieder, um den Amazonas-Regenwald zu plündern.
Der
Yanomami-Indianer lässt sich weder durch Morddrohungen und Invasoren
noch durch einen fragwürdig agierenden Präsidenten einschüchtern.
Der 63 Jahre alte Schamane kennt keine Angst vor „angeblichen“
Autoritäten und gilt als wichtigster Repräsentant der
Yanomami-Indigenen. Der größte, geistige Führer seines Volkes ist
nach innen extrem ruhig aber nach außen setzt er sich vehement dafür
ein, dass seine Volksgruppe ungestört nach den alten Traditionen
leben darf. Die ca. 26.000 im nördlichen Teil des Amazonasbecken
lebenden Yanomami leben zum Großteil im brasilianischen Teil des
Beckens – der Rest lebt in Venezuela.
Kopenawa ist seit
vielen Jahren weltweit unterwegs, um auf die Gefahren für sein Volk
aufmerksam zu machen. Im Mai dieses Jahres trat er beispielsweise an
der US-Elite Universität Harvard auf und wurde, für seinen Beitrag
zum Thema „Klimawandel und Amazonas“ mit Standing Ovations
bedacht.
Der Anführer der Yanomami hat
gemeinsam mit dem französischen Anthropologen Bruce Albert eine
Amazonas-Anthologie verfasst. Diese hat das Ziel den Menschen zu
vermitteln, worin der Glaube, das Wissen und die Weisheit der
Yanomami besteht. Wie meint Kopenawa dazu? „Es ist ein Buch für
alle diejenigen, die draußen in den Städten leben und weder uns
noch unseren Wald kennen. Wir Yanomami sind weise, können denken,
sprechen und kennen die Geschichte der Welt und des Regenwaldes.“
Davi Kopenawa ist vor allem für seine
Organisation mit dem Namen „Hutukara“ bekannt. „Hutukara“
bedeutet so viel wie „Der Himmel, welcher die Erde gebar“. Es
handelt sich dabei um eine Interessenvertretung der Indigenen, welche
Kopenawa mit einigen seiner Mitstreiter vor fünfzehn Jahren
gegründet hat.
Zu den wichtigsten Aufgaben der
Organisation gehört es, sich für die Rechte der Indigenen
einzusetzen. Obwohl das Territorium mit dem klangvollen Namen „Terra
Indigena“ seit dem Jahre 1992 als geschütztes Gebiet der Indigenen
anerkannt ist, ist die Gefahr, das Territorium zu „verlieren“
sehr groß.
Seit der brasilianische Präsident Jair
Bolsonaro im Amt ist, wurde das Amazonasgebiet, de facto zur
Ausbeutung freigegeben. Alleine im heurigen Jahr sind bisher, etwa
20.000 Goldsucher, sogenannte „Garimpeiros“, widerrechtlich in
das Gebiet der Yomomami eingedrungen, zerstören die Böden und
verseuchen die hiesigen Flüsse mit Quecksilber.
Der Amazonas ist die Lunge der Erde,
aber der brasilianische Präsident vertritt auch vor der
UN-Vollversammlung die Meinung, dass die internationale Gemeinschaft
kein Recht hat, sich in die inneren Angelegenheiten des
Amazonas-Staates einzumischen...
Wie sprach David Kopenawa? „Ich
habe keine Angst vor ihm, nur vor seiner Aggressivität. Aber der
Präsident soll gerne zu uns kommen, um mit mir und meinem Volk zu
reden“.
Jair Bolsonaro
würde vielleicht sogar zum Reden, aber niemals zum Zuhören
kommen...
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