Der
Coronavirus hat weltweit, jegliche Mannschaftssportart zum Erliegen
gebracht. Die
schönste Nebensache der Welt, der Fußball, ist von diesen
Auswirkungen massiv betroffen. In Europa kann beispielsweise niemand
vorhersagen, ob die jeweiligen Meisterschaften und Europacup-Bewerbe
zu Ende gespielt oder abgebrochen werden müssen. Viele Fußballklubs
stehen vor dem finanziellen Ruin. Welche Fußballvereine sind derzeit
in Österreich in der Lage, die Krise zu bewältigen und wie könnte
der europäische Klubfußball schon sehr bald aussehen?
Ich mache es kurz und schmerzlos. Wenn
die laufende Saison nicht zu Ende gespielt werden kann, dann werden
es aus der höchsten österreichischen Fußball-Liga, mit großer
Wahrscheinlichkeit, nur drei Mannschaften schaffen, die finanzielle
Belastung aus fehlenden Zuschauereinnahmen und Fernsehgeldern zu
stemmen und auch in Zukunft zu existieren. Sie schaffen dies aufgrund
der Tatsache, dass es ihnen durch Spielerverkäufe möglich ist,
einen mehr oder weniger großen Polster zu schaffen. Diese drei
Vereine sind: Red Bull Salzburg, Lask und Sturm Graz. Austria Wien
würde sang- und klanglos von der Bildfläche verschwinden, weil man
durch den Stadionumbau einen gewaltigen Schuldenberg angehäuft hat,
welcher in diesem Falle nicht mehr zu bewältigen ist. Rapid Wien hat
ebenso kein entsprechendes Guthaben, um diese Krise noch einige
Monate zu überstehen.
Vergessen wir nicht, dass auch die
Einnahmen aus Sponsorengeldern sinken werden. Einerseits leiden diese
bereits jetzt unter der schwächelnden Wirtschaft und andererseits
werden sich jene, welche es sich leisten könnten einen Verein auch
weiterhin finanziell zu unterstützen die Frage stellen, welchen Sinn
es hat Sponsoring zu betreiben, wo nicht geklärt ist, auf welche Art
und Weise dieser sichtbar ist. Die „Geisterspiele“ werden uns
auch zu Beginn der nächsten Saison begleiten – wann immer diese
auch beginnen mag und niemand kann voraussehen, wie lange die Spiele
unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden müssen. Wenn keine
Spiele der österreichischen Bundesliga im öffentlich-rechtlichen
Fernsehen übertragen werden, dann wird vom Sponsoring ebenso niemand
Notiz nehmen können. Der wirtschaftliche Anreiz eine
Profi-Mannschaft zu unterstützen ist somit gleich null. Es wird wohl
Investoren brauchen, welche die Teams aus Liebe zum Verein mit
Sponsorengeldern versorgen und nicht, weil man sich davon erwartet
auf irgendeine Art und Weise davon zu profitieren.
Was soll aus den drei verbleibenden
Vereinen der höchsten österreichischen Spielklasse werden?
Es wären die einzigen österreichischen
Vereine, welche sich weiterhin einen Profibetrieb leisten könnten.
Einige Klubs, würden noch Halbprofis beschäftigen können und der
große Rest aus Amateuren bestehen. Selbstverständlich könnten
Mannschaften wie die beiden Wiener Teams, ein paar Ligen weiter unten
neu durchstarten, aber trotzdem wird man es sehr schwer haben, sich
die gute Nachwuchsarbeit weiterhin leisten zu können. Dieser
Nachwuchs, welcher heute etwa 12 bis 14 Jahre alt ist, wäre die
einzige Option, in ein paar Jahren wieder in der höchsten
österreichischen Spielklasse, wenn es diese dann noch gibt,
vertreten zu sein.
Die finanziellen Probleme betreffen
aber selbstverständlich nicht nur den österreichischen Fußball,
sondern die Klubs aller europäischer Länder. Wir könnten darüber
nachdenken, ähnlich wie beim Eishockey, eine Art Alpenliga
einzuführen. Eine Liga gemeinsam mit der Schweiz, Tschechien,
Slowakei und Ungarn hätte sicher seinen Reiz. Man müsste sich halt
ganz genau ansehen, wie viele Vereine dort die Coronakrise bewältigen
können.
Vielleicht ist das aber immer noch in
einem viel zu kleinen Rahmen gedacht. Wir müssen vermutlich sogar
noch viel größer denken. Wenn ich mir ansehe, dass es auch in
Deutschland Vereine gibt, welche jetzt schon zu wackeln beginnen -
ich denke dabei an Werder Bremen - dann kann ich mir sehr wohl
vorstellen, dass gerade jetzt der Mut etwas Neues im Fußball
entstehen zu lassen gar nicht so groß, sondern viel eher eine
wirtschaftliche Notwendigkeit ist.
Vielleicht werden wir in Kürze
erleben, dass die UEFA die Champions-League und die Europa-League
streicht, um eine Profiliga mit zwei oder drei Leistungsklassen
einführt. Jene Teams, welche hier mitspielen, würden in den
nationalen Ligen nicht mehr vertreten sein.
Ob österreichische
Vereine in diesen europäischen Profi-Ligen vertreten sein könnten?
Wenn ja, dann kommt dafür wohl nur Red
Bull Salzburg infrage. Der Lask und Sturm Graz könnten hingegen in
einer Alpenliga mitspielen. Ich könnte mir noch zusätzlich eine Art
Benelux-Liga, eine britische Liga, eine skandinavische Liga...
vorstellen. Die Gewinner dieser "kleinen" Ligen hätten die
Chance in die zweite oder dritte Profiliga der Top-Vereine
aufsteigen. In den Top-Ligen könnten jeweils zwanzig Vereine
vertreten sein und sie könnten die gleichen Spieltermine
beibehalten, welche die europäischen Spitzenteams bisher hatten. Nur
mit dem Unterschied, dass es sich um eine Meisterschaft handelt und
die Spiele Woche für Woche stattfinden. Damit man die Coronakrise
besser bewältigen kann und Zeit findet, sich auf das neue System
einzustellen, könnte man die erste Meisterschaft irgendwann im neuen
Kalenderjahr starten. Eine Meisterschaft, welche innerhalb eines
Kalenderjahres abgehalten wird, wäre die Folge.
Die finanzielle Zukunft wäre für die
österreichischen Vereine: Red Bull Salzburg, Lask und Sturm Graz
gesichert. Was passiert allerdings mit den restlichen Teams? Für
diese könnte und sollte es eine kleine, feine nationale
Meisterschaft mit zehn Teams geben welche, nach Möglichkeit, aus
Profis bestehen. In den unteren Ligen, welchen Namen diese auch immer
tragen, sollten lediglich Halbprofis und Amateure spielen.
Fußball der Spitzenklasse wird es wohl
auch in Zukunft nur im Bezahl-TV geben. Die österreichische
Bundesregierung sollte es aber der Bevölkerung ermöglichen, die
Spiele der österreichischen Meisterschaft im FreeTV zu Gesicht zu
bekommen. Die finanziellen Mittel, welche die Vereine aus den
Fernsehgeldern erhalten, werden allerdings deutlich geringer als
bisher ausfallen - auch wenn dies die Klubbosse nicht gerne hören
werden. Zukünftige österreichische Teamspieler werden sich in
unserer nationalen Liga beweisen müssen, um dann den Sprung in die
Alpenliga oder gar in eine der Top Ligen zu machen.
Ich
sehe keine andere reelle Chance, um den österreichischen Klubfußball
auch nur annähernd zu retten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen