Basti
und Gernot sitzen gemütlich zusammen, um die aktuelle Lage
Österreichs zu besprechen. Koste es was wolle hat unser Kanzler
gesagt, als es darum ging ein gesundes und reichhaltiges Frühstück
zu ordern. Belauschen wir nun also Kanzler und Finanzminister bei
ihrem Arbeitsfrühstück.
Kurz:
So Gernot. Jetzt sind wir ganz unter uns und wir können hemmungslos
über die aktuellen Zahlen sprechen.
Blümel:
Von welchen Zahlen sprichst Du liebster Basti?
Kurz:
Zahlen aller Art. Egal, ob es sich um die aktuellen Budgetzahlen, die
Zahl der neuen Erkrankten durch den Coronavirus oder
Arbeitslosenzahlen handelt. Mir ist das völlig egal. Wichtig ist
nur, dass ich stets viele Zahlen geliefert bekomme, damit ich die
Menschen damit beeindrucken kann. Beginnen wir also vielleicht einmal
mit einem einfachen Thema. Starten wir unseren informellen Austausch
mit den Zahlen aus Deinem eigenen Ressort. Wie schauen die aktuellen
Budgetzahlen aus? Welches Budgetdefizit ist für dieses Jahr zu
erwarten? Wie hoch wird die Inflationsrate sein? Wann wird unsere
Wirtschaft wieder so richtig laufen?
Blümel:
Liebster Basti! Das kann ich Dir unmöglich beantworten. Der
österreichischen Bevölkerung habe ich das ja bisher auch nicht
gesagt. Mein Standardspruch ist, dass wir das heurige Budget enorm
belasten müssen und alles andere wäre Kaffeesudleserei.
Kurz:
Selbstverständlich ist mir klar, dass Du solche Floskeln gebrauchst,
um damit das Volk ruhig zu stellen, aber mir kannst Du diese enorm
wichtigen Zahlen schon anvertrauen.
Blümel:
Liebster Basti! Ich habe keine Zahlen. Wo sollte ich damit auch
anfangen. Das ist doch derzeit gar nicht möglich und wenn ich diese
trotzdem präsentiere, wäre dies, mit Verlaub liebster Basti, im
höchsten Grade unseriös. Die Zahlen ändern sich doch ständig!
Kurz:
Das ist mir natürlich vollkommen klar, aber ich brauche eine Unmenge
an Zahlen, damit ich die Menschen beeindrucken kann. Sie sind sicher,
dass ich ein Experte für einfach Alles bin und diesen Eindruck will
ich, dass die Leute weiterhin von mir haben und deshalb muss ich
diese, ihre kleine Meinung, mit einer Vielzahl von Zahlen
untermauern. Ich liebe es beispielsweise, den einfachen Menschen
unseres Landes, die Reproduktionszahl vom Coronavirus um die Ohren zu
knallen.
Blümel:
Herz allerliebster Basti! Wir sollten lieber das Thema wechseln und
uns einmal die Öffnung aller Schulen ansehen. Glaubst Du nicht, dass
die Zahl der Ansteckungen wieder steigen könnte, wenn wir die Kinder
wieder in die Schule schicken und alle Menschen unseres Landes wieder
mit den Öffis fahren lassen? Mir wird schon schlecht und ich bekomme
Schweißausbrüche, wenn ich nur daran denke, dass unsere
Mitbürger*innen in der U-Bahn aneinander picken. Das ist doch für
so einen Virus ja ein Festzelt!
Kurz:
Das kann schon sein, dass das problematisch wird, aber wenn wir Glück
haben, dann werden ganz viele unserer Landsleute sich erst nach dem
letzten Schultag infizieren. Dann brauchen wir auch nicht einmal
mehr die Schulen zusperren, weil diese ja ohnehin geschlossen sind
und wenn alles wie am Schnürchen läuft, dann stecken sich die Leute
im Schwimmbad an. Im Sommer hätten wir nämlich ganz viel Platz in
den Spitälern. Dann erwischt es hoffentlich möglichst viele, bevor
dann wieder die Grippesaison beginnt.
Blümel:
Mein göttlicher Basti! Was machen wir aber, wenn sich die Kids
bereits jetzt gegenseitig anstecken? Dann ist zwar logischerweise
auch schon viel Platz in den Krankenhäusern des Landes, aber dann
müssten wir ja die Schulen wieder schließen!
Kurz:
Ganz genau! Du hast es auf den Punkt gebracht! Es könnte sogar sein,
dass wir dann wieder die Geschäfte zusperren müssen, aber das ist
ja kein Problem, weil die Menschen das Prozedere ja bereits kennen
und mir diesbezüglich uneingeschränkt vertrauen.
Blümel:
Gütiger Basti! Kann es nicht sein, dass viele Menschen psychische
Probleme bekommen, wenn wir gerade erst alles für normal erklärt
haben und sie dann doch wieder enttäuschen und einsperren müssen?
Kurz:
Na, na, na! Wer hat denn gesagt, dass wieder alles normal ist? Ich
ganz bestimmt nicht! Enttäuschungen gehören zum Leben dazu und
Menschen mit psychischen Problemen, sind für unsere Wirtschaft
sowieso nicht gerade förderlich. Ich bin mir sicher, dass es aber
auch für Menschen mit diesen Problemen, jemanden gibt, der sich
ihrer annimmt und ihnen aus dieser psychischen Notlage helfen kann.
Dieses auf- und zusperren, so muss ich Dir gestehen, gefällt mir
allerdings sehr. Schon als Kind habe ich es geliebt „Mühle“ zu
spielen. Einen besonders großen Reiz hat es für mich gehabt, wenn
ich eine „Doppelmühle“ aufbauen konnte. Statt „Mühle auf“
und wieder zu, war jeder Zug von mir ein „Mühle zu“. Ich bekomme
jetzt noch eine Gänsehaut, wenn ich nur daran denke. Du solltest
mehr Gefallen an der Macht entwickeln, denn sonst bleibst Du eines
Tages auf der Strecke. Denke darüber nach!
Blümel:
Na gut, ich werde meine Gedanken in diese Richtung lenken. Gott sei
bei uns Basti!
Wie
sieht es eigentlich mit dem Geld aus, welches für diverse Härtefonds
bereitgestellt wurde. Wie viel wurde davon bereits ausbezahlt?
Kurz:
Glaubst Du wirklich, dass mich das interessiert? Du enttäuschst mich
sehr, wenn Du das glaubst.
Blümel:
Naja liebster und edelster Basti! Das kann Dir doch nicht egal sein.
Du hattest Dir doch große Sorgen, um das finanzielle Wohlergehen der
Menschen in unserem Land gemacht. Da ist es Dir bestimmt nicht
gleichgültig, ob diese Mittel bei der von der Corona-Krise
betroffenen Bevölkerung angekommen ist? Du hast ihnen ja die Hilfe
versprochen und Hoffnungen geweckt?
Kurz:
Genial, gell? Ein hervorragender Schachzug meinerseits, wenn Du mir
gestattest, dass ich mich da ein bisserl selbst lobe. Die Menschen
sind froh einen Kanzler zu haben, welcher so entscheidungsfreudig ist
und sich ihrer Sorgen und Ängste annimmt. Diesen Wunsch, nach einer
starken Führungsfigur, habe ich den Bewohner*innen Österreichs, zu
ihrer vollsten Zufriedenheit, erfüllt.
Blümel:
Liebster uneingeschränkt herrschender Basti! Das ist ja alles
richtig, aber Du kannst Doch nicht nur eine Ankündigungspolitik
betreiben und nix davon verwirklichen. Die Menschen lassen sich nicht
verschaukeln!
Kurz:
Ach so? Laut der jüngsten Meinungsumfragen liegt meine,
Entschuldigung unsere Partei, bereits bei einem Anteil von 46 % der
Wähler*innenstimmen. Da sind sie wieder, meine heiß geliebten
Zahlen, welche beweisen, dass die Österreicher*innen jene Personen
lieben, welche eine perfekt inszenierte Ankündigungspolitik
betreiben. Keine Sorge Gernot. Niemand wundert oder ärgert sich
darüber, dass lediglich knapp die Hälfte der Versprechungen in die
Realität umgesetzt wurden. Die Österreicher*innen sind das seit
Jahrzehnten gewohnt und sind glücklich und zufrieden, wenn auch nur
Bruchteile von Versprechungen, umgesetzt werden. Du solltest Dir
nicht zu viele Gedanken über solche Nebensächlichkeiten machen und
wenn wir beide ganz ehrlich sind, dann sind ja alle diese Härtefonds,
mit einer Vielzahl von Anforderungen verknüpft, welche erfüllt
werden müssen, um daraus Geld zu bekommen. Du kannst Dir sicher
sein, dass viele es nicht einmal versuchen dieses Geld zu bekommen,
weil es mit einem enormen bürokratischen Aufwand verbunden ist.
Blümel:
Mein hoch angesehener Basti! Du hast doch den Menschen gesagt, dass
diese Hilfe mit einem geringen bürokratischen Aufwand verbunden ist.
Hast Du etwa gelogen?
Kurz:
Gelogen? Ich? Da bin ich lediglich falsch interpretiert worden. Ja es
ist wahr, dass diese Hilfe mit einem geringen bürokratischen Aufwand
verbunden ist. Du hast doch nicht etwa wirklich geglaubt, dass damit
das Stimmvieh gemeint war? Selbstverständlich habe ich dabei daran
gedacht, dass es ein geringer bürokratischer Aufwand ist, die
Anforderungen, welche notwendig sind, um Geld aus dem Härtefonds zu
bekommen, auf die jeweilige Homepage zu stellen. Willst Du sonst noch
etwas wissen Gernot?
Blümel:
Gütigster aller Kanzler! Lieber Basti! Wie lange wird unser
Koalitionspartner bei diesen Spielchen wohl mitmachen?
Kurz:
Bis zur nächsten Wahl und danach ist diese Partei Geschichte und wir
haben die absolute Mehrheit in diesem Land! Ein kleiner
Zwischenschritt bis ich mir endlich die europäische Krone aufgesetzt
habe.
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