Andrés
Ruzo ist Geowissenschaftler und hat als Kind von seinem Opa in Lima
die Legende eines kochenden Flusses erzählt bekommen. Er berichtete
ihm von den Menschen welche nach Amazonien zogen, um nach Gold zu
schürfen. Die spanischen Eroberer erzählten aber viel mehr über
Hunger, Krankheiten, von Schlangen welche Menschen gefressen haben
und einem kochenden Fluss. Damals fragte sich der Junge, ob es diesen
Ort wirklich gäbe. Lange Zeit wurde diese Geschichte aus seiner
Erinnerung verdrängt, bis ihm eines Tages bei seiner Doktorarbeit
über das geothermische Potenzial Perus, diese Legende wieder in den
Sinn gekommen ist. Das einzige was er dazu in Erfahrung bringen
konnte, waren einige Veröffentlichungen in "Petroleum"-Journals
aus den 1930er Jahren. Fortan befragte er Kollegin von der Uni,
Mitarbeiter von Bergbau-, Gas- und Ölunternehmungen, ja sogar
Regierungsvertreter, ob sie etwas von der Existenz eines kochenden
Flusses in Peru wüssten Die Antwort lautete stets: Nein!
Eines Tages erwähnte er von der Suche nach dem Fluss im Kreise seiner Verwandten und seine Tante meinte lapidar, dass sie im Jahre 2011 schon dort gewesen sei und darin sogar gebadet hätte. Er würde, im kleinen Kreis, sogar für Tourismuszwecke genutzt. Wenn er unbedingt will, könnte sie ihn ja auf die Reise dorthin begleiten, um ihm zu helfen die Einwilligung der dort ansässigen Schamanen zu bekommen.
Von den Schamanen hat er dann erfahren, dass der indigene Name des Flusses „Shanay-timpishka“ lautet. Das bedeutet so viel wie „kochend von der Hitze der Sonne“. Ein kochender Fluss wäre ja nicht unbedingt etwas Außergewöhnliches, wenn er sich in der Nähe eines Vulkans befände, aber dieser hier liegt in etwa 700 Kilometer Entfernung zum nächsten Vulkan. Der Fluss kocht übrigens auf einer Länge von 6,25 Kilometern. Die Einheimischen nutzen dieses Wasser zum Kochen, Reinigen und sogar zur Medizineinnahme.
Ein Bad ist in diesem Fluss nur an wenigen ausgewählten Stellen empfehlenswert und man sollte deshalb unbedingt auf die Ratschläge der Schamanen vertrauen. Das Wasser ist nämlich durchschnittlich 86 Grad heiß.
Die Wissenschaftler rätseln immer noch über dieses Phänomen. Die plausibelste Vermutung ist derzeit, dass der Amazonas einen unterirdischen Zwilling besitzt, welcher mehr Wasser als der Rhein führt und in etwa 4 Kilometer Tiefe durch das Sediment sickert. Andrés Ruzo ist es auf diesem wohl weltweit einzigartigen Ort, einzigartiges Leben zu entdecken. Einige Archeenarten wurden bislang nur hier und sonst nirgendwo nachgewiesen.
Andrés Ruzo versucht jetzt eiligst die peruanische Regierung davon zu überzeugen den Fluss als „nationales Denkmal“ zu schützen. Die Rodungen des Regenwaldes sind nicht mehr weit von ihm entfernt und so könnte der Zufluss zu ihm akut gefährdet sein. Außerdem müsse verhindert werden, dass „Shanay-timpishka“ gar selbst zur Nutzung als Energiequelle missbraucht wird. Für die Indigenen ist „Shanay-timpishka“ auf alle Fälle ein heiliger Ort. Es wäre schön, wenn er das bleibt.
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