Sonntag, 5. April 2015

Es war einmal – Die Bausparkassenverträge

Vor langer, langer Zeit da wurde der kleine Sparer bekniet doch bitte, bitte einen Bausparvertrag abzuschließen. Man solle ein paar Jahre sparen und danach einen günstigen Kredit für das Haus aufnehmen. So einfach war das. Und heute?

Heute gibt es in Deutschland einen Immobilientrend. Das ist doch hervorragend geeignet um Bausparkassenverträge abzuschließen! Leider nein. Die Bausparkasse Wüstenrot hat in der letzten Woche z. B. ihre Zahlen präsentiert aus welchen ersichtlich ist, welchen immensen Schaden die Niedrigzinspolitik der EU, gerade auch auf die Bausparkassenverträge hat... Auch die deutsche Bausparkasse Schwäbisch Hall hat bei der Vorstellung der Vorjahreszahlen ungeschminkt darauf hingewiesen, dass wohl die Kosten um 50 bis 80 Millionen Euro zu reduzieren und zusätzlich etwa 200 bis 250 Stellen abzubauen sind...
Die Bausparer selbst, haben dies teilweise auch schon am eigenen Leib erfahren müssen. Die Bausparkassen sind nämlich bereits dazu übergegangen jene Bausparverträge von sich aus zu kündigen wo bereits bestimmte Bedingungen erfüllt wurden. Immerhin gab es da noch aktive Verträge aus den 80iger und 90iger Jahren, welche den Besitzern 2,5 bis 3,5 % Zinsen ermöglichten.

Es ist durchaus nachvollziehbar und in Ordnung einen Vertrag zu kündigen, wenn die Bausparsumme bereits vollständig eingezahlt wurde. Problematisch wird es allerdings dann wenn diese Summe noch nicht erreicht wurde und von seiten der Bausparkassen der Vertrag dennoch gekündigt wurde, weil die Bausparverträge seit mehr als zehn Jahre zuteilungsreif sind. Die Bausparkassen kündigen nämlich deshalb, weil anscheinend nicht zweckgespart wird, sondern der Bausparvertrag als Kapitalanlage missbraucht wird...

Das Problem der Bausparkassen ist ganz einfach die Niedrigzinspolitik. Die Bausparkassen können ihren Kunden ganz einfach keine günstigeren Kredite für deren Hausbau anbieten, als diese bei jeder x-beliebigen Bank bekommen. Heutzutage kann man schon für zwei Prozent Zinsen eine Baufinanzierung bekommen. Die Bausparkassen müssten die Erlaubnis bekommen mehr Rendite zu erzielen. Das ist ihnen aber aufgrund derzeitigen gesetzlichen Bestimmungen nicht gestattet. Mehr Rendite wäre natürlich gleichbedeutend damit, dass auch das Risiko steigen würde.

„Geschäftsmodelle wie das Bausparen oder die Lebensversicherung sind in besonderer Weise den Folgen eines anhaltenden Niedrigzinsumfeldes ausgesetzt“, warnt der neue Bafin-Chef Felix Hufeld. Gesetzesänderungen sind aber derzeit trotzdem nicht zu erwarten.

Die derzeitigen Kunden sind in einer positiven und abgesicherten Lage. Langfristig betrachtet steckt die Branche aber in Schwierigkeiten, weil die Grundidee des Bausparens durch die derzeitigen Rahmenbedingungen erheblich bedroht ist.

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/finanzieren/bausparvertrag-in-der-krise-der-niedergang-der-bausparkassen-13522391.html

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